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Jacke zu und durch? Michael Preetz (l.) und Werner Gegenbauer bei der Mitgliederversammlung von Hertha BSC am Montag.

© dpa

Kommentar: Hertha ist in den Schulden gefangen

Im Verbund mit seinem Geschäftsführerkollegen Ingo Schiller und Werner Gegenbauer wollte Michael Preetz Hertha BSC komplett neu ausrichten. Wirklich gelungen ist das den Herren bislang nicht, meint Stefan Hermanns in seinem Kommentar.

Als Michael Preetz im Sommer 2009 bei Hertha BSC die Nachfolge von Dieter Hoeneß angetreten hat, war das nicht einfach nur ein personeller Wechsel an der Vereinsspitze; Preetz wollte, im Verbund mit seinem Geschäftsführerkollegen Ingo Schiller und Präsident Werner Gegenbauer, den Klub komplett neu ausrichten. Mehr Kommunikation, mehr Transparenz, mehr wirtschaftliche Vernunft – das waren die wichtigsten Ziele der neuen Führung. Gemessen an ihren eigenen Ansprüchen sind die Herren bisher gescheitert.

Als großer Kommunikator ist Preetz länger nicht mehr aufgefallen; Transparenz sieht bei Hertha so aus, dass allein Gegenbauer, Schiller und Preetz wissen, wer sich hinter dem geheimen Investor verbirgt, der vor knapp zwei Jahren in einer relativen Notsituation acht Millionen Euro überwiesen hat – und was mit wirtschaftlicher Vernunft gemeint ist, zeigt die Bilanz, die der Zweitligist jetzt vorgelegt hat. Rechnet man die tausend ganz legalen Bilanztricks heraus, hat Hertha in der Saison 2011/12 einen Verlust von knapp sechs Millionen Euro vor Steuern gemacht. Nur zum Vergleich: Mitabsteiger Kaiserslautern hat im selben Zeitraum ein Plus von 3,2 Millionen erwirtschaftet.

Die aktuelle Bilanz ist der beste Beweis, dass der Klub nur mit einem Scheich aus dem Morgenland seine Finanzsituation grundlegend verbessern kann. Hertha ist in den Schulden gefangen – und wird sich aus eigener Kraft erst einmal auch nicht daraus befreien können: Trotz Zugehörigkeit zur Ersten Liga, trotz des besten Zuschauerzuspruchs der Vereinsgeschichte, trotz Einzugs ins Pokal-Viertelfinale sind die Verbindlichkeiten in der vorigen Saison auf 42 Millionen Euro gestiegen.

Es ist zu einfach, das immer noch auf die strukturellen Probleme zurückzuführen, die Hoeneß seinen Nachfolgern hinterlassen hat. Zum einen hat Werner Gegenbauer seinerzeit als Aufsichtsratsvorsitzender diesen Zustand zumindest nicht verhindert. Zum anderen betrugen die Verbindlichkeiten bei Hoeneß’ Abschied 33 Millionen Euro. Nur 33 Millionen, muss man jetzt schon fast sagen.

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