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Sport: Hertha-Manager Dieter Hoeneß im Interview - "die Hauptarbeit liegt jetzt darin, den Wechsel zwischen Festival und Alltag zu meistern"

Dieter Hoeneß (46) ist seit 1997 Manager bei Hertha BSC. Nach dem 2:1-Erfolg der Berliner gegen den FC Chelsea sprach Michael Rosentritt mit ihm.

Dieter Hoeneß (46) ist seit 1997 Manager bei Hertha BSC. Nach dem 2:1-Erfolg der Berliner gegen den FC Chelsea sprach Michael Rosentritt mit ihm.

Herr Hoeneß, Hertha ist Tabellenführer in der Champions League. Wie will man jetzt bloß in Unterhaching bestehen?

Gute Frage. Es gibt sicherlich Dinge, die einfacher sind. Wir haben aber immer gesagt, dass die Bundesliga für uns die Kernaufgabe ist, denn nur in der Bundesliga können wir uns für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren. Die Spieler wissen das.

Andersherum: Eben war London hier, Dienstag geht es nach Mailand. Und zwischendrin spielen sie gegen eine Vorortelf ...

Richtig, die Hauptarbeit liegt jetzt darin, den Wechsel zwischen einem Festival und dem grauen Alltag zu meistern. Genau darin besteht die eigentliche Gefahr. Heute Abend werden die Spieler und wir einmal durchatmen und kurz genießen, aber morgen geht die Arbeit weiter. Denn im Gegensatz zur Champions League wird uns der Alltag stets erhalten bleiben.

Der Sieg über Chelsea war nicht nur hübsch anzusehen, der macht auch selbstbewusst. Zu selbstbewusst vielleicht für ein Spiel gegen einen Aufsteiger?

Nein, das glaube ich nicht. Die Spieler sind in der Lage, damit gesund umzugehen. Wichtig ist, dass wir den Respekt, mit dem wir gegen Chelsea gespielt haben, auch gegen Unterhaching aufbringen.

Aber was ist, wenn sich einer ihrer Spieler nun doch wie ein Champion fühlt?

Das wird nicht passieren. Aber gut, wenn doch, also wenn es notwendig sein sollte, dann werden wir denjenigen schon wieder auf den Boden zurückholen.

Hertha hat jetzt vier Punkte und liegt vor Mailand, Istanbul und Chelsea. Was trauen Sie Ihrem Verein noch zu?

Mit vier Punkten erreichst du gar nichts, da bist du am Ende vielleicht Letzter. Wir wollen nicht träumen. Natürlich ist die Ausgangsposition für uns so schlecht nicht. Nach der Auslosung haben alle von einer Hammergruppe gesprochen. Und genau das war unsere Chance. Von uns hat kein Mensch erwartet, dass wir da eine dominierende Rolle spielen.

Sie sehen sich also immer noch als Favorit auf den vierten Platz in dieser Gruppe?

Was soll ich sagen? Natürlich sieht man uns jetzt nicht mehr als krasser Außenseiter an. Unsere Rolle hat sich verändert. Ein dritter Platz sollte am Ende für uns drin sein.

Ein solcher würde einen Startplatz für Hertha im Uefa-Cup-Wettbewerb nach sich ziehen. Warum diese Vorsicht?

Man muss sich doch einen realistischen Blick für die Dinge bewahren. Natürlich werden wir das Maximale versuchen, aber bisher sind erst zwei Spiele gespielt.

Die Champions League ist aber auch ein finanzielles Erlebnis ...

Das Finanzielle ist das eine, die Erfahrungen, die wir gegen stärkste internationale Konkurrenz sammeln können, das andere.

Aber genau welche Erfahrung nützt denn jetzt etwas gegen Unterhaching?

Das hat vordergründig mit Unterhaching wenig zu tun. Sehen Sie, wir sammeln gerade jetzt die Erfahrung, wie uns dieses Wechselspiel zwischen Bundesliga und Champions League bekommt. Wir müssen in der Lage sein, uns umzustellen. Denn nur so können wir es schaffen, regelmäßig in einem internationalen Wettbewerb vertreten zu sein.

Hertha durchlebt zwar eine erfolgreiche, aber nicht ganz schmerzfreie Situation. Viele Spieler sind verletzt. Wird wegen der Mehrfachbelastung der Kader erweitert?

Wir haben einen großen, ausgeglichenen Kader. Wenn alle gesund sind, wird der eine oder andere Spieler auch mal auf den Trainer zugehen und sagen: Trainer, ich brauche mal eine Pause. Da gehört viel Mut zu. Und jetzt, da wichtige Spieler fehlen, muss sich der eine oder andere Spieler auch mal auf die Zähne beißen und durchhalten.

Herr Hoeneß[Hertha ist Tabellenführer]

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