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Sport: Hertha pokert

Marcelinho will endgültig weg, doch Manager Dieter Hoeneß lässt ihn warten

Berlin - Abends fuhr Wolfgang Nothdurft zu seinem Mandanten, Herthas ungeliebtem Star Marcelinho. Gemeinsam planten sie die Strategie. „Wir wollen Klarheit“, erzählte Nothdurft am Telefon. Den ganzen Tag hatte der Berater auf einen Anruf von Hertha-Manager Dieter Hoeneß gewartet, häufiger selbst zum Hörer gegriffen – vergebens.

Dieter Hoeneß sah gar nicht ein, Wolfgang Nothdurft anzurufen. „Der ist dafür gar nicht zuständig“, sagte der Manager auf Nachfrage. Er stehe in ständigem Kontakt mit zwei anderen Beratern Marcelinhos. Der einstige Mittelfeldstar, der bei Hertha in Ungnade gefallen ist und verkauft werden soll, hat insgesamt sieben Berater. Hoeneß hat keine Eile: „Man muss auf alles gefasst sein, aber es kann auch noch zwei, drei Wochen dauern.“ Nothdurft glaubt, dass Hertha nur noch um die Ablösesumme pokert. Auf drei bis vier Millionen Euro schätzt er die Ablöse, auf die Hertha spekuliert. Aus Hertha-Kreisen war zuvor eine Ablösesumme zwischen zwei und drei Millionen Euro kolportiert worden.

Marcelinho liegen mehrere Angebote vor, darunter eines vom türkischen Klub Trabzonspor. „Es wird über viele Luftnummern spekuliert“, kommentierte Nothdurft. So sei an Gerüchten um Espanyol Barcelona nichts dran. Marcelinho hatte Angebote vom FC Santos und Olympiakos Piräus genannt. Der Sportdirektor des griechischen Klubs, Kyriakos Dourekas, dementierte jedoch: „Wir haben keinerlei Ambitionen.“ Bei den Angeboten klafft laut Nothdurft noch eine Lücke zwischen ein bis zwei Millionen Euro.

Hertha möchte wohl die Ablöse in die Höhe treiben, weil neben dem 22-jährigen Kroaten Srdjan Lakic, der kurz vor der Unterschrift steht, ein weiterer Stürmer kommen soll. Ein Kandidat soll laut „Kicker“ der 31 Jahre alte Argentinier Christian Gimenez sein, der bei Olympique Marseille nur Ersatzspieler ist. Daneben gelten der türkische Nationalspieler Fatih Tekke von Trabzonspor und wieder einmal Roque Santa Cruz von Bayern München als potenzielle Verstärkungen.

Hertha BSC hatte vor fünf Jahren sieben Millionen für Marcelinho an Gremio Porte Alegre überwiesen. Der Marktwert des 31-Jährigen ist nach den Eskapaden gesunken. Zum Saisonbeginn reiste der Brasilianer acht Tage zu spät an. Beim UI-Cup-Rückspiel in Moskau (2:0) saß er die komplette Spielzeit auf der Bank.

„Es ist schade, aber ich sehe hier so gut wie keine Chance mehr“, sagte Marcelinho nach dem Spiel. Er bereut seine Zeit in Berlin nicht, in der er in 155 Bundesliga-Spielen 65 Tore erzielte. „Ich war hier fünf Jahre immer der beste Torschütze und Vorlagengeber“, resümierte er. Im Ligapokal am Samstag gegen den Hamburger SV wird Marcelinho mit Sicherheit nicht auflaufen.

„Ich will meine Zukunft planen“, forderte Marcelinho, dessen Vertrag bis 2007 läuft. Es bleibt ein Geduldsspiel für alle Beteiligten. So wartet Nothdurft ähnlich sehnsüchtig auf einen Anruf von Hoeneß wie Hertha BSC vor Wochen auf die Ankunft von Marcelinho.

Stefan Tillmann

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