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Hertha: Spieler entschuldigen sich und werden ausgepfiffen

Bei der Hertha-Mitgliederversammlung ist es am Abend zu tumultartigen Szenen gekommen. Manager Dieter Hoeneß und die Spieler wurden angefeindet, Arne Friedrich entschuldigte sich für die schlechten Leistungen des Teams.

Berlin - Hertha BSC sieht zumindest wirtschaftlich Licht am Ende des Tunnels, doch nach der desaströsen Saison schlägt den Spielern und Manager Dieter Hoeneß Wut und Eiseskälte entgegen. Bei der Mitgliederversammlung des Bundesligisten wurden die Profis mit einem gellenden Pfeifkonzert und Schmährufen begrüßt, was es in der turbulenten Klub-Geschichte zumindest seit dem Wiederaufstieg in die Erste Liga vor zehn Jahren nie gegeben hat. Hoeneß wurde mit Zwischenrufen immer wieder angefeindet. "Ihr habt hundert Prozent Recht, dass ihr sauer seid", erklärte Josip Simunic vor der Hertha-Gemeinde im Berliner ICC.

Kapitän Arne Friedrich räumte vor den 1227 anwesenden Mitgliedern ein: "Jeder Einzelne von uns gesteht ein, dass wir selbst der ausschlaggebende Punkt sind." Die Spieler entschuldigten sich bei ihren Fans offiziell für ihre schwachen Leistungen. Hertha hat mit derzeit Platz zwölf in der Liga und dem frühen Aus im Uefa-Pokal die Ziele für diese Spielzeit klar verfehlt, zuletzt präsentierte sich das Team als untrainierbares Gebilde. "Die Hierarchie war zuletzt nicht mehr intakt", sagte Manager Hoeneß, der den Fehler eingestand, Trainer Falko Götz zu spät entlassen zu haben: "Ich hätte schon vor dem Stuttgart-Spiel im Februar den Wechsel vornehmen müssen."

Hoeneß: Neue Außendarstellung gewünscht

Hoeneß kündigte eine neue Außendarstellung für sich selbst an: "Ich werde nicht mehr zu allen Themen Stellung nehmen." Stattdessen soll der bei den Fans beliebte Ex-Torjäger Michael Preetz mehr in die erste Reihe geschoben werden. "Mir ist in den letzten Wochen klar geworden, dass ich allein das ändern kann", sagte der Manager.

Auf wirtschaftlichem Sektor vermittelten die Club-Bosse den Mitgliedern trotz des weiterhin hohen Schuldenberges von 45 bis 47 Millionen Euro Zuversicht, die "alte Dame" sei auf einem positive Weg. Nach eigenen Angaben wird das Geschäftsjahr 2006/07 mit einem Gewinn von rund 900.000 Euro abgeschlossen. Die Verbindlichkeiten seien von 54 Millionen Euro zum Stand 30. Juni 2006 in einem Jahr um sieben bis neun Millionen Euro reduziert worden. "Die Veränderungen spiegeln sich in Zahlen wider, wir haben einfach den ersten Schritt geschafft", erklärte Aufsichtsratschef Werner Gegenbauer.

Im Etat für die neue Spielzeit 2007/08 im Gesamtumfang von 62,9 Millionen Euro sind nur noch 23,7 Millionen Euro Personalkosten eingeplant. Beim Umsatz von 66,6 Millionen Euro für die aktuelle Saison waren 26,4 Millionen Euro für Personal vergesehen. 2002/03 hatte Hertha noch die Rekordsumme von 33,5 Millionen Euro für die Profis, Trainer und anderes Personal ausgegeben. Für die kommende Saison könne jeder personelle Abgang gleichwertig ersetzt werden, sagte Gegenbauer zu möglichen Neuverpflichtungen. Mit der Ausgabe von so genannten Genussscheinen in Höhe von 25 Millionen Euro soll neuer Finanz-Spielraum geschafft werden. (Von Jens Mende, dpa)

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