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Sport: Hertha zittert sich über den Winter

Dank Torhüter Gabor Kiraly ziehen die Berliner mit einem 0:0 beim FC Fulham ins Achtelfinale des Uefa-Cups ein

London. Der Held des Tages wurde auf Händen getragen. Gabor Kiraly hatte das allemal verdient. Der Torhüter von Hertha BSC hatte im Stadion an der Loftus Road alles gehalten, was zu halten gewesen war. 0:0 hieß es am Ende gegen den FC Fulham, und nach dem 2:1-Sieg aus dem Hinspiel genügte das dem Berliner Fußball-Bundesligisten, um ins Uefa-Cup-Achtelfinale einzuziehen. Doch Gabor Kiraly verließ die Arena nicht als Triumphator auf den Schultern seiner Anhänger; er wurde vom Platz getragen, weil er wegen einer schweren Beckenprellung nicht mehr laufen konnte. „Gabor musste ein wenig beißen“, sagte Herthas Trainer Huub Stevens. „Das hat er auch getan.“

Eine Viertelstunde vor Schluss war es passiert: Ein hoher Ball segelte an Herthas Fünfmeterraum heran, Kiraly erwischte ihn mit der Faust, dabei wurde der Ungar von Fulhams Stürmer Marlet in der Luft gerammt. Kiraly musste minutenlang behandelt werden. Er spielte zunächst weiter, und als er feststellte, dass es nicht mehr gehen würde, hatte Stevens gerade zum dritten Mal ausgewechselt. Michael Preetz war für Luizao auf den Platz gekommen. Er habe kein Zeichen von Kiraly bekommen, sagte Herthas Trainer, „und Luizao war auch platt“.

Am Ende war das riskante Spiel gut gegangen. Kiraly hatte fünf Minuten vor Schluss noch einmal glänzend geklärt, als Wome einen Ball in die Mitte spielte. Hertha zitterte sich dem Abpfiff entgegen und hätte sogar noch den Sieg schaffen können. Doch Michael Hartmann vergab gleich zwei ausgezeichnete Chancen. Erst schoss er mit links über Fulhams Tor, wenig später traf er mit rechts nur den Außenpfosten.

Es reichte auch so. „Wir haben ein Saisonziel erreicht“, sagte Manager Dieter Hoeneß. „Jetzt wollen wir mehr.“ Zum ersten Mal seit der Saison 1999/2000, als Hertha in der Champions League in die Zwischenrunde einzog, überwintert die Mannschaft wieder im Europapokal. Genau das hatten die Berliner erreichen wollen, nachdem sie zuletzt zweimal hintereinander in der dritten Runde des Uefa-Cups gescheitert waren.

Dieter Hoeneß, Herthas Manager, hatte während der ganzen Reise nach London sehr nervös gewirkt. „Natürlich geht das an die Nerven“, sagte er zur Pause. Die erste Hälfte hatte nicht unbedingt zur Beruhigung beigetragen. So nervös wie ihr Manager präsentierten sich anfangs auch Herthas Spieler. Dreißig Sekunden waren vorüber, als Kiraly einen abgefälschten Schuss von Malbranque abwehrte. In der fünften Minute hatte Hertha erneut Glück: Gomas Kopfball landete auf der Latte. Präzise war in der Anfangsphase auf Berliner Seite nur der Treffer, den Andreas Neuendorf unbeabsichtigt mit dem Knie ans Kinn von Josip Simunic setzte. Der Kroate brach sich dabei den Kiefer. Er fällt am Sonntag gegen Kaiserslautern auf jeden Fall aus, Kiraly vermutlich auch.

Hertha setzte den Bemühungen Fulhams großes Engagement entgegen. Trotzdem waren die Londoner häufiger am Ball, und schon in der ersten halben Stunde kamen die Engländer zu einigen Chancen. „Das war ja zu erwarten, dass die hier Druck machen“, sagte Hoeneß. In der 21. Minute scheiterte Luis Boa Morte an Kiraly, eine Minute später traf er den Außenpfosten. Kurz vor der Pause reagierte Kiraly wieder glänzend, als er einen Schuss von Marlet parierte.

Als Schiedsrichter Pierluigi Collina die Partie mit fünfminütiger Verspätung abpfiff, war für Dieter Hoeneß die Pein endlich beendet. Huub Stevens hingegen hatte das Spiel angeblich ganz entspannt erlebt: „Wenn die Jungs so kämpfen, dann genießt man das.“

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