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Sport: Herthas lange Nacht

Wo und wie die Berliner die Rettung feierten

Berlin - Nach der Landung wurde der lange Alexander Madlung noch ein bisschen länger. Madlung trug eine Pappkrone von McDonalds. Es wurde viel improvisiert an diesem Abend, an dem Hertha durch ein 1:1 bei 1860 München den Klassenerhalt perfekt machte. In Berlin-Tegel wurde die Mannschaft von 43 Hertha-Fans und einer Pauke empfangen. Als um 20.30 Uhr über dem Gate 7 das Wort „gelandet“ aufblinkte, nestelte ein blau-weißer Fan aus dem Netz seines mitgeführten Kinderwagens einen Sechserpack Berliner Kindl hervor. Ein anderer hatte sich im „Market Place“ des Flughafens sogar eine Flasche Rotkäppchen gekauft. „Nie mehr Zweite Liga“ wurde im Wandelgang angestimmt. Viele Fluggäste schauten betreten.

Die Spieler Fathi und Fiedler kamen als erste vom Hertha-Tross durch die Tür. „Ha, ho, he!“ Dann kamen Manager Dieter Hoeneß und Torschütze Madlung. Gefeiert wurden sogar Spieler, die schon gar nicht mehr spielen, Michael Preetz zum Beispiel. „Glückwunsch, Micha!“, rief eine Dame. Vor dem Flughafen wartete ein Bus. Es ging ins „La Cantina“, ein italienisches Speiselokal in der City. Da hatte Hoeneß noch aus München angerufen und darum gebeten, am Abend doch ein paar Tische freizumachen, die Mannschaft komme. Und wie. Es wurde gelacht, getrunken und gequalmt – dicke Zigarren, wie bei einer Meisterfeier. Kurz vor Mitternacht ging Hoeneß live auf Sendung. Hoeneß, der sich vor dem Spiel den Blutdruck hatte messen und sich den Abend über das eine oder andere Gläschen hatte bringen lassen, sah mitgenommen aus. „Das Spiel war symptomatisch für unsere Saison: immer wieder Rückschläge hinnehmen, wieder aufstehen, Rückschläge, aufstehen. Ich habe Wochen, nein, Monate gelitten“, sagte er mit gebrochener Stimme ins Mikrofon des ZDF-Sportstudios. Eine Analyse der vielen Fehler der Saison mochte er „nicht jetzt, nicht heute“ liefern. Moderator Johannes Kerner lächelte und empfahl Hoeneß für den weiteren Verlauf der Nacht ein Getränk, „das auch gut gegen das Räuspern ist“. Die zweite Nachthälfte verbrachte die Mannschaft in der Diskothek „Annabell’s“. Dort wurde getanzt, bis es hell wurde.

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