zum Hauptinhalt
Bayer 04 Leverkusen - Hertha BSC Berlin 0:1

© dpa

Herthas Torwart: Jaroslav Drobny: An Haltung gewonnen

Herthas Torhüter Jaroslav Drobny ebnet seiner Mannschaft beim 1:0-Erfolg in Leverkusen endlich einmal den Weg zu einem Sieg.

Hingehen, winken, abfeiern lassen. Es war ein ganz neues Gefühl für Jaroslav Drobny, als er sich am Sonnabend in der Arena von Leverkusen zur kleinen aus Berlin angereisten Fandelegation aufmachte. Da stand er dann vor der Stadionkurve, der Torhüter von Hertha BSC, grinste breit und zufrieden und genoss die mit seinem Namen verzierten Sprechchöre. Logisch, an sich war es Andrej Woronin, der mit seinem späten Tor den überraschenden 1:0-Auswärtssieg der Berliner gesichert hatte – bei einem Gegner, der nach dem Spiel Tabellenführer der Fußball-Bundesliga sein wollte. Doch die Ovationen für Drobny waren genauso verdient, hatte doch Torschütze Woronin nur das Werk des Berliner Torhüters vollendet: Ohne die Paraden des Tschechen hätte Hertha niemals in Leverkusen gewonnen.

Ohne Jesus wohl auch nicht, fand Jaroslav Drobny. Das war keine Blasphemie, vielmehr wollte der 28 Jahre alte Torwart andeuten, dass seine Mannschaft viel Dusel gehabt habe. Und dann ist Drobny auch mit einem eher kühlen tschechischen Temperament ausgestattet, seine eigene Leistung wollte er kaum kommentieren. „Wichtig sind doch die drei Punkte“, sagte er. „Ich kann auch nicht sagen, ob es mein bestes Spiel war.“

Vermutlich war das Spiel in Leverkusen das beste, das Drobny bislang für Hertha BSC abgeliefert hat. Endlich einmal kam der großgewachsene Tscheche auch an Bälle, die nicht unbedingt jeder Torwart bekommen hätte und endlich einmal blieb er ohne kleinere Patzer beim Herauslaufen. Herthas Trainer Lucien Favre fand sogar: „Drobny wird immer konstanter in seinen Leistungen.“

Als Drobny nach Berlin kam, eilte ihm der Ruf voraus, in seiner Karriere schon fast gescheitert zu sein. Eine halbe Saison beim VfL Bochum hatte er hinter sich, zuvor hatte er die Auswechselbänke in der Premier League kennengelernt – beim FC Fulham und Ipswich Town hat Drobny nie gespielt. Und als er mit 27 Jahren nach Berlin kam, attestierte ein Torwarttrainer dem Tschechen nicht mehr abstellbare Haltungsfehler in seiner Abwehrarbeit. Trotzdem setzte sich Drobny gegen den körperlich kleineren vormaligen Stammtorwart Christian Fiedler durch, wohl auch weil Favre ein Fan großgewachsener Keeper ist.

In der vergangenen Saison spielte Drobny dann in zehn von 34 Punktspielen zu null, diesmal gelang es ihm schon, in drei von sieben Spielen ohne Gegentor zu bleiben – ein leichter Aufwärtstrend? Auffällig ist, dass Drobny besser geworden ist, seitdem sich Christian Fiedler schwer verletzte. Anscheinend nahm er den Konkurrenzkampf mit dem etwas älteren Kollegen nicht mehr ganz so ernst – nun aber muss er sich auch gegenüber Christopher Gäng behaupten. Denn der ist selbstbewusst. „Als Nummer zwei ist man auf dem Sprung“, sagte er unlängst. Und zudem erfüllt Gäng das Anforderungsprofil von Trainer Favre. Er ist kräftig, groß (1,88 Meter), kann mit dem Ball umgehen – und er ist jung, gerade einmal 20 Jahre alt.

Jaroslav Drobny allerdings beschäftigt sich mit so etwas nach außen hin nicht. „Ich helfe dem Team, dafür gebe ich alles“, sagt er, „das ist mein Job.“ Er sei schließlich nicht der Trainer. Der Trainer glaubt, dass Drobny so langsam auch mental bei Hertha angekommen ist. „Man braucht eben Zeit, um sich in Berlin zu adaptieren“, sagt Lucien Favre. Herthas Schweizer Coach weiß, wovon er spricht.

Ist Drobny wirklich schon in Berlin angekommen? Für abschließende Urteile ist es wohl zu früh. Seine Leistungsschwankungen verlaufen quasi linear zu denen seiner Mannschaft, die nun in Leverkusen viel Glück hatte. „Wir hatten in dem Spiel Probleme“, sagt Drobny, „bei uns muss noch vieles besser werden.“

Immerhin haben sich Drobnys zuletzt gute Leistungen bis in seine Heimat herumgesprochen. Er wurde vom neuen Nationaltrainer Petr Rada zum zweiten Mal ins Aufgebot der tschechischen Auswahl berufen, die in der WM-Qualifikation am Sonnabend in Polen und am folgenden Mittwoch gegen Slowenien spielt. Mit einem Einsatz kann Drobny aber kaum rechnen – da hat Tschechiens Torwartstar Petr Cech etwas dagegen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false