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Sport: Herz schlägt Kopf

Weil sie unbedingt Platz eins verteidigen wollen, bieten die Eisbären im letzten Spiel vor den Play-offs fünf von einer Sperre bedrohte Spieler auf

Berlin - Fast schon irritiert wirkten sie am Freitagabend beim EHC Eisbären. Trainer Pierre Pagé versuchte flapsig-floskelnd das eben Erreichte herunterzuspielen: „Der erste Platz ist besser als der zweite und der zweite ist besser als der dritte.“ Ein lustiger Tabellenführer, den die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) da ausgerechnet am vorletzten Spieltag ihrer Hauptrunde erstmals in dieser Saison erlebte. Nach dem 5:4 gegen Ingolstadt stehen die Berliner nun dort, wo sie schon in den vergangenen zwei Jahren jeweils vor den Play-offs standen: ganz oben.

Allerdings hat den Eisbären Rang eins noch nie Glück gebracht. Dreimal starteten die Berliner als Hauptrundenbester in die Play-offs, mehr als die Finalteilnahme war noch nicht drin. Kein Wunder, dass Pagé die im Tableau erlangte Position herunterspielen wollte. Und er spielte gestern mit dem Gedanken, Platz eins nicht mit allen Mitteln zu verteidigen, heute, im letzten Hauptrundenspiel bei der Düsseldorfer EG. Fünf Berliner sind mit Disziplinarstrafen vorbelastet, sie wären bei einer weiteren Zehn-Minuten-Strafe für das erste Viertelfinalspiel am Freitag gesperrt. Eine Stunde lang diskutierte der Trainerstab gestern darüber, ob das gefährdete Quintett in Düsseldorf nicht besser pausieren solle, dann aber hieß es: Alle wollen spielen, alle sollen spielen.

„Mein Kopf sagt mir: Lass die vorbelasteten Spieler zu Hause“, berichtete Pagé. „Aber mein Herz sagt: Lass sie spielen.“ Das Herz des Trainers hat wohl Recht. Denn hätten die Berliner mit reduziertem Team nur einen munteren Betriebsausflug ins Rheinland unternommen, hätten sie nicht nur Platz eins riskiert, sondern sich wohl auch den zuletzt demonstrierten Elan genommen. „Jetzt liegt es an uns, die Tabellenführung zu verteidigen“, sagt Stürmer Sven Felski. Fünf Spiele haben die Berliner in Serie gewonnen, die Formkurve zeigt nach oben. „Anders als in den Vorjahren, als wir vor den Play-offs stagniert haben“, sagt Felski. „Wir haben unsere mangelnde Konstanz hinter uns gelassen, dazu ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft besser als im Vorjahr.“

Die Stimmung ist dank einiger im Saisonverlauf getätigter Verstärkungen auch auf der Eisfläche gestiegen: Stürmer Erik Cole kommt wie Verteidiger Nathan Dempsey immer besser in Form. Und dann erst Torhüter Olaf Kölzig. „Durch seine Ausstrahlung spielen wir auf einmal viel souveräner“, sagt Felski. Der Gegner der ersten Play-off-Runde – Augsburg, Hamburg und Krefeld sind die Kandidaten – lässt die Eisbären denn auch nicht allzu respektvoll in die Zukunft schauen. „Die können wir alle schlagen“, sagt Sven Felski.

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