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Sport: Herzklopfen am Netz

Der SCC siegt 3:1 gegen Almeria und steht vor dem Weiterkommen in der Champions League

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Kurz vor dem ersten Ballwechsel wechselte Trainer Mirko Culic noch schnell ein paar Worte mit seinem Mannschaftskapitän Marko Liefke. Beide lachten: eine Demonstration von Lockerheit, von Selbstbewusstsein. Die gute Stimmung übertrugen die Volleyballer des SC Charlottenburg anschließend aufs Spielfeld der Sömmeringhalle. Gegen Unicaja Almeria aus Spanien feierte die Mannschaft in ihrem siebenten Gruppenspiel der Champions League mit 3:1 (25:21, 24:26, 25:20, 30:28) den vierten Sieg. Ein Spieltag steht zwar noch aus, aber durch diesen Erfolg ist der SCC nur noch theoretisch vom dritten Tabellenplatz zu verdrängen, der gleichbedeutend ist mit dem Weiterkommen in die Runde der besten zwölf Mannschaften Europas.

2300 Zuschauer in der fast ausverkauften Halle erlebten vor allem am Ende eine Zitterpartie. Matchball um Matchball verschlug der SCC, so dass Manager Kaweh Niroomand schon um seine Gesundheit fürchten musste. „Das hat bei mir mächtig Herzklopfen verursacht“, sagte er hinterher. Niroomands Miene hellte sich auf, als Marko Liefke schließlich den fünften Matchball zum 30:28 verwandelte – mit einem Ass. „Das war unsere beste Leistung in der gesamten Saison, das siegreiche Spiel gegen Sisley Treviso eingeschlossen“, sagte Niroomand. Gegen Treviso hatte der SCC daheim sensationell 3:2 gewonnen.

Der Respekt vor den Spaniern hielt sich vorab freilich in Grenzen. Bernd Kunze, Pressesprecher des SCC, hatte die Gäste noch am Abend zuvor beim Abschlusstraining in der Sömmeringhalle beobachtet. „Viel mehr als Bundesliganiveau ist das nicht, was die draufhaben“, lautete hinterher sein Urteil. Selbst die 0:3-Niederlage im Hinspiel in Almeria hatte keinen Schock hinterlassen. „Die können wir in eigener Halle packen“, stellte SCC-Geschäftsführer Günter Trotz siegessicher fest.

Im ersten Satz taten die Gäste alles, um die positive Erwartungshaltung bei ihrem Gegner noch zu verstärken. 25:21 gewannen die Charlottenburger den Satz – und um insgesamt neun der 25 Punkte brauchten sich Liefke und Kollegen gar nicht zu bemühen. Die bescherten ihnen die Spanier, indem sie die Bälle gleich selbst ins Aus oder ins Netz schlugen.

Erste, leichte Schwächen zeigte der SCC, als Felix Fischer im zweiten Satz zwar noch spektakulär den Ball zur 11:9-Führung ins Feld des Kontrahenten wuchtete, dann aber die nächsten fünf Punkte an Unicaja Almeria gingen. Der SCC erholte sich bis zur eigenen 20:18-Führung wieder, hatte dann aber nichts mehr zuzusetzen bis zum 24:26-Satzverlust. Aber die Charlottenburger sind gereift, lassen sich durch kleine Rückschläge längst nicht mehr aus der Fassung bringen. Der dritte Satz verlief bis zum 18:18 ausgeglichen. In solchen Situationen bringen dann manchmal kleine Besonderheiten den psychologischen Vorteil. Da holte SCC-Zuspieler Jaroslav Skach einen fast unerreichbaren Ball des Gegners zurück ins Feld – mit dem Fuß. In der Mitte wurde die Vorlage, die wohl kein Profi aus der Fußball-Bundesliga besser hingekriegt hätte, zum 19:18 verwertet: Fortan ließ sich der Gastgeber nicht mehr aufhalten.

Dennoch hielt die Mannschaft die Spannungskurve hoch, besonders als sie im vierten Satz mit ihren Matchbällen nichts anzufangen wusste. Bis Marko Liefke kam. „Marko war überragend“, stellte Niroomand später fest. Sein Herzklopfen war da schon wieder weg.

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