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Ratlos. Birgit Fischer nach der Verkündung der schlechten Nachrichten.

© dapd

Herzrhythmusstörungen: Birgit Fischers Kanu-Comeback fast gescheitert

Kanu-Legende Birgit Fischer wollte es noch einmal wissen und sich für die Olympischen Spiele in London qualifizieren. Doch daraus wird nun wohl nichts, weil die Gesundheit bei der 50-Jährigen nicht mitspielt.

Duisburg - Um halb neun an einem Mittwochmorgen Anfang April geht für Birgit Fischer zu Ende, was noch nicht einmal richtig begonnen hat: Gerade hat ihr Hausarzt angerufen und der 50-Jährigen mitgeteilt, dass ihr Herz nicht mehr im Takt schlägt. Fast ein Jahr lang hat sich die deutsche Kanulegende auf ihr viertes Comeback vorbereitet, kurz vor dem Start bei der nationalen olympischen Qualifikation in Duisburg ist der Traum von London geplatzt.

Herzrhythmusstörung: Fischer trägt die niederschmetternde Nachricht zumindest nach außen hin mit Fassung. Sie steckt ihr neongrünes Handy in die Tasche, schnallt das Rennkajak auf ihren kleinen Transporter und macht sich auf den kurzen Weg zu ihrer Tochter in die Niederlande.

Zwei Tage später ist sie zurück an der Wedau: „Ich wäre heute lieber da draußen auf dem Wasser, als mit Ihnen zu reden“, gesteht Fischer den versammelten Journalisten und wirft einen kurzen Blick aus dem Seminarraum des Bundesleistungszentrums hinaus auf die Kanuten, die gerade ihre Vorläufe bestreiten. Sie tut es trotzdem, und was die achtmalige Olympiasiegerin sagt, lässt durchblicken, wie tief der Schmerz sitzt: „Wenn man will, aber nicht kann: Das ist es, was die Sache so schwer macht.“

Fischer hätte kein Problem damit, von jüngeren Athletinnen ihre Grenzen aufgezeigt zu bekommen: „Wenn ich nicht mehr mit den Besten mithalten kann, habe ich meine sportlichen Leistungsgrenzen erreicht. Dann komme ich bestimmt zur Ruhe und kann ohne offene Fragen und völlig gelassen auf eine sehr, sehr lange und erfolgreiche Zeit zurückschauen.“

Aber nun ist die Situation eine völlig andere, ihr Herz hat die 27-malige Weltmeisterin mit der falschen Schlagzahl um die Chance gebracht, sich noch einmal zu beweisen. Und das, obwohl sich die 50-Jährige nach eigener Aussage fitter als bei ihrem letzten Comeback 2003 fühlt.

Zumindest eine theoretische Chance bleibt ihr: „Fischer müsste erst mal starten und uns mit herausragenden Leistungen überzeugen. Und selbst dann müsste eine Ausnahmeregelung greifen, damit sie noch in den erweiterten Kader kommt“, erklärt Bundestrainer Reiner Kießler und meint damit die zweite nationale Olympiaqualifikation Ende April in Duisburg. Einige Wochen bleiben Fischer noch, um ihren Gleichtakt wiederzufinden: „Wer mich kennt, weiß, ich werde jeden Strohhalm ergreifen, der sich mir bietet“.

Später steht Fischer am Rand der kleinen Zuschauergruppe, die die Ausscheidungsrennen verfolgt. Mit einer Hand umklammert sie das Geländer. Das da draußen könnte jetzt sie sein. „Paddeln werde ich immer: Ob auf den Regattastrecken der Welt oder daheim auf dem Beetzsee“, sagt sie. Julian Vetten, dapd

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