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Sport: Himmel hilf

Nach dem zweiten Remis in Folge wird es für Herthas Manager nicht leichter, an Trainer Thom festzuhalten

und Michael Rosentritt

Berlin. Jörg Schönbohm hatte sich einen denkbar ungünstigen Tag ausgesucht. „Wenn ich hier so in die Runde sehe, dann sind da keine zufriedenen Gesichter“, sagte Brandenburgs Innenminister, als er gestern Mittag bei der Präsentation Bernaus als Partnerstadt von Hertha BSC noch einmal die gute Zusammenarbeit zwischen dem Fußball-Bundesligisten und dem benachbarten Bundesland unterstrich. Einen Tag nach dem dürftigen 1:1 gegen 1860 München stand auch Herthas Verantwortlichen nicht der Sinn nach einem freudigen Beisammensein. Um die Mienen ein wenig aufzuhellen, drückte Schönbohm, mit der Nummer 1937 Mitglied bei Hertha, seine Zuversicht aus, dass „es bald wieder Duelle zwischen Hertha BSC und Energie Cottbus gibt“. Als Gelächter aufkam, fügte Schönbohm schnell hinzu: „Natürlich in der Ersten Bundesliga.“

Dieter Hoeneß ist derzeit wahrlich nicht zum Lachen zu Mute. Wie schon zu den Zeiten des erfolglosen Huub Stevens richtet sich sein ganzer Groll gegen die Mannschaft. „Der Kampf gegen den Abstieg muss anders aussehen. Am Samstag habe ich die Leidenschaft vermisst“, sagte der Manager. Und fügte hinzu: „Ich will nicht immer nur Worte hören, dass nun die Köpfe frei sind, sondern auch dementsprechende Taten sehen. Es wird sehr ungemütlich für einige, wenn es in Köln nicht klappt.“

Natürlich hatte Hoeneß auf den Erneuerungseffekt durch die Inthronisierung Andreas Thoms als Trainer gebaut, auch wenn sie zunächst nur als Zwischenlösung gedacht war. Die Rechnung schien in Dortmund beim 1:1 aufzugehen, im heimischen Stadion ist der Thom-Effekt schon wieder vorbei. Doch Hoeneß hütet sich, das auch so zu sagen. Er beteuerte, mit Thoms Arbeit „sehr zufrieden“ zu sein. Er habe für eine gewisse Lockerheit und eine „positive Grundstimmung“ gesorgt. Nur – allein die Ergebnisse zählen in der höchst brenzligen Situation. Und da stehen eben nur zwei Unentschieden zu Buche. „Wir treten auf der Stelle“, sagt Hoeneß.

Dass Mannschaftskapitän Dick van Burik erklärte, die Mannschaft würde „gern mit Andreas Thom weiterarbeiten“, hat Hoeneß registriert, es wird ihn in seiner Entscheidung jedoch kaum beeinflussen.

Verliert Hertha am Dienstag in Köln und müsste somit auf einem Abstiegsplatz überwintern, wird Hoeneß nicht langfristig an Thom festhalten können. Schon deshalb ist der Manager gezwungen, sich nach einem neuen Trainer umzuschauen. Alles andere wäre nicht professionell, nicht im Sinne des Vereins. Das wird Hoeneß nicht anders sehen, auch wenn er öffentlich aus Fairness gegenüber Thom stets betont, bis zum letzten Spiel vor der Winterpause keine Verhandlungen mit einem anderen Kandidaten führen zu wollen. Andreas Thom selbst mag sich nicht an diesen Gedankenspielen beteiligen. „Es geht hierbei nicht um mich, sondern um den Verein Hertha BSC.“

Zwei Unentschieden hat Hertha unter Thom erzielt. Und so ist es kein Wunder, dass genau an diesem Punkt die Meinungen über die bisherige Leistungsbilanz Thoms auseinander gehen. Für die einen sind die Berliner unter ihrem neuen Trainer unbesiegt. Andere argumentieren, dass Hertha auch unter Thom weiterhin sieglos ist. Vielleicht kommt dem Manager rund um Weihnachten eine Erleuchtung. Er wird zudem nicht umhinkönnen, den von ihm zusammengestellten Kader erneut auf seine Tauglichkeit hin zu überprüfen.

Bis Ende Januar nächsten Jahres ist der Transfermarkt für Spieler geöffnet.

Klaus Rocca

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