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Sport: Hinreißend demontiert

So souverän wie Werder Bremen hat lange kein Team mehr in Freiburg gewonnen

Freiburg. Eine Stunde vor dem Abpfiff hatte man sich in Freiburg schon intensiv der Kunst zugewandt. In den schicken Räumlichkeiten für die Sponsoren stellte Jan Sosein Carl seine Bilder vor. Der Freiburger Künstler malt mit Acryl auf Leinen, beschränkt sich auf das Grün des Rasens und das Weiß der Kalklinien und nennt seine Werke etwa „Mittellinie auf Seitenaus“. Der Rest bleibt der Phantasie überlassen. Gut möglich, dass das Ansinnen, diese Bilder schon wegen der Entsprechung der Farben auch mal im Weserstadion auszustellen, auf hanseatisches Gefallen stößt. Werder hat jedenfalls nur schöne Eindrücke von einem künstlerisch wertvollen Nachmittag mit nach Bremen genommen.

Es ist noch nicht sehr oft vorgekommen, dass ein Gästeteam im Dreisamstadion den SC Freiburg so demontiert hat, wie es die Mannschaft von Thomas Schaaf am Samstag gleichermaßen schonungslos wie hinreißend vorgeführt hat. Es kann sich auch niemand daran erinnern, wann der Sport-Club einmal zur Pause mit 0:3 in Rückstand lag – zumal in der Höhe verdient und hoffnungslos. „Sehr beeindruckend, sehr deutlich, sehr klar“, sagte Werders Trainer Schaaf, und Volker Finke wollte nicht die Spur widersprechen: „Ich kann mich eigentlich dem Kollegen nur anschließen.“ Auch Finkes Mannschaft hatten die Argumente gefehlt gegen den zielstrebigen, direkten Fußball der Werderaner, die eine Woche nach der herben Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart von keinerlei Nachwehen geplagt wurden. Getragen wurde die imposante Vorstellung von der Mittelfeldraute Baumann, Ernst, Lisztes sowie dem magistralen Johan Micoud. Als der Franzose in der 37. Minute den dritten Treffer erst vorbereitete und den Querpass von Ernst vollendete, schlug sich selbst das Heimpublikum auf die Schenkel. So leicht und selbstverständlich kann Fußball sein.

„Wir haben so gespielt, wie es die Bremer gebraucht haben“, sagte Richard Golz, mühsam nach einer Erklärung für das Debakel suchend. Die schlimmsten Befürchtungen der Breisgauer (Finke: „Werder ist mit das Beste, was die Bundesliga derzeit zu bieten hat – das sieht nicht nach Arbeit aus“) hatten sich bewahrheitet. Schlussmann Golz hätte sich noch zugute halten können, eine höhere Niederlage verhindert zu haben – wollte er aber gar nicht: „Das ist ein Mannschaftssport.“ Allein Ivan Klasnic versiebte Chancen in Reihe und fragte sich irgendwann: „Was mache ich eigentlich hier.“ Aber auch für diese grüblerischen Selbstzweifel lieferte der Gegner die Therapie: Tobias Willi legte Klasnic den Ball zum 1:4 auf, womit das bisschen Freiburger Hoffnung nach Iashvilis Tor fünf Minuten zuvor schon wieder verschwunden war.

Zu diesem Zeitpunkt war Ailtons Tagwerk erledigt. Zunächst von Klasnic bedient hatte er die Führung erzielt, dann enteilte er mit einem tiefen Pass von Lisztes und schüttelte die Freiburger ab. Damit war die Partie nach 22 Minuten entschieden und der Brasilianer mit neun Toren zurück an der Spitze der Torjägerstatistik. Die Kritik wegen seines Wechsels nach Schalke konterte der Brasilianer trocken: „Zwei Tore – das ist Ailton.“

Christoph Kieslich

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