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Hockey: Leichte Hamburger Arroganz

Florian Fuchs könnte der neue Hockey-Star werden. Seine sportlichen Fähigkeiten deuten bereits auf einen schnellen Aufstieg hin.

Die Jugend genießt nicht nur einige Privilegien, sie bringt auch ein paar Pflichten mit sich. Gerade im Sport ist das so. Florian Fuchs zum Beispiel ist in der deutschen Hockey-Nationalmannschaft für die Trinkflaschen verantwortlich: einsammeln, leeren, waschen, füllen, das volle Programm. Fuchs hat das seinem jugendlichen Alter zu verdanken. Er ist 18 und damit der jüngste Spieler im Kader der Deutschen bei der Champions Trophy in Mönchengladbach. Irgendwann wird ein Jüngerer kommen, aber es ist nicht so, dass Fuchs es gar nicht mehr abwarten kann, den lästigen Job loszuwerden: „Dann muss ich mich um die Bälle kümmern.“

Dem Alter nach steht der Hamburger noch am unteren Ende der Hierarchie, seine sportlichen Fähigkeiten aber deuten bereits auf einen schnellen Aufstieg hin. Seit nicht einmal einem Jahr spielt Florian Fuchs für die Nationalmannschaft, doch schon jetzt gilt er als das nächste große Ding im deutschen Sturm. „Er ist für sein Alter schon sehr weit und kann mal ein ganz Großer werden“, sagt Christopher Zeller, der bei der Champions Trophy mit Fuchs den ersten Angriff der Deutschen bildet. In 24 Länderspielen hat der junge Hamburger 17 Treffer erzielt, zwei davon in den bisherigen vier Spielen der Champions Trophy. Gestern ging er aber leer aus: Deutschland verlor 1:3 (1:1) gegen Weltmeister Australien und verpasste den vorzeitigen Einzug ins Finale.

Dabei war seine Quote nicht immer so gut. „In der Jugend hatte ich diesen Torriecher noch nicht“, sagt Fuchs. Der hat sich erst seit seinem Sprung in die Bundesliga-Mannschaft des UHC Hamburg zur vollen Reife entwickelt. „Aber ich versuche mich nicht nur über Tore zu definieren.“ In der Tat könnte ein Blick auf die Statistik zu einem verzerrten Bild führen. Fuchs gibt keineswegs nur den Absahner, er kommt auch als Vorbereiter aus der Tiefe des Mittelfeldes, wie er es vom UHC gewohnt ist. Der junge Stürmer ist ballsicher, technisch stark, dazu schnell und ausdauernd – das eigentliche Ziel aber verliert Fuchs nie aus den Augen. „Florian hat diese leichte Hamburger Arroganz“, sagt sein Nationalmannschaftskollege Martin Häner vom Berliner HC. „Egal wer vor einem steht, man spielt nicht hintenrum.“

Gegen Europameister England, zum Auftakt der Champions Trophy, hat es so eine Situation gegeben: Fuchs erstochert sich im Mittelfeld den Ball, wendet und läuft auf seinen vergleichsweise dünnen Beinen Richtung englisches Tor, am ersten Gegenspieler vorbei, am zweiten, und auch den dritten lässt er stehen. „Als junger Spieler wählt man vielleicht eher den Weg zurück“, sagt Fuchs. Als arrogant empfindet er seine Spielweise trotzdem nicht. „Ich spiele selbstbewusst.“

Nach den Erfolgen des vergangenen Jahres hat er allen Grund dazu. Mit der U 21 wurde Fuchs im vorigen Sommer Weltmeister, dazu als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet; kurz darauf debütierte er bei der Champions Trophy in der A-Nationalmannschaft, im Februar dann folgten seine erste WM-Teilnahme und der Einzug ins Finale. „Er ist auf einem sehr hohen Niveau in die Mannschaft eingestiegen“, sagt Bundestrainer Markus Weise. „Florian hat ein Riesenpotenzial, aber man kann das nicht hochrechnen: Weil er mit 18 schon so gut ist, muss er mit 22 noch viel besser werden. Da gibt es keine Garantie.“

Andere wären froh, wenn sie überhaupt jemals so gut werden würden, wie Florian Fuchs es schon mit 18 ist.

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