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Sport: Hoeneß punktet nicht

Auch nach dem Sieg gegen Bielefeld äußern Fans von Hertha BSC Kritik an der Klubführung

Berlin - Es steht 1:0 für Hertha. Eine Viertelstunde müssen die Berliner noch überstehen, dann ist es geschafft. Endlich mal wieder ein Heimsieg, wie schön wäre das. 32 656 Zuschauer feiern ihre Mannschaft. Bis aus der Fankurve ein Sprechchor ertönt: „Hoeneß raus!“, rufen einige, es ist deutlich zu hören. „Wir wollten zeigen, dass unsere Kritik an der Vereinsführung unabhängig von ein oder zwei Resultaten ist“, sagt Bernd Küster, einer von drei Fan-Beiräten, die von den über 360 offiziellen Fanklubs als Repräsentanten gewählt wurden.

Die Berliner haben vergangene Woche in Bremen gewonnen, am Sonntag gelang gegen Arminia Bielefeld der zweite Sieg in der Fußball-Bundesliga in Folge. Die sportliche Krise scheint nach zuvor 13 sieglosen Pflichtspielen überwunden. Dennoch ist ein Teil der Anhänger weiterhin kritisch. „Und das werden wir auch bleiben“, sagt Küster. Wie viele Fans an der Kritik beteiligt sind, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Von einigen wenigen sprachen Dieter Hoeneß und der Aufsichtsratvorsitzende Rupert Scholz kürzlich. Diese seien „keine Herthaner“. Gestern wollte sich der Manager dazu nicht offiziell äußern.

Küster und andere im Umfeld aktive Fans bemängeln die hohe Summe der Verbindlichkeiten von 35 Millionen Euro. Sie haben Angst um die Existenz ihres Klubs, die Transferpolitik haben sie dafür als Hauptursache ausgemacht. Weil Manager Dieter Hoeneß unter anderem in diesem Bereich einen Großteil entscheidet, steht er im Mittelpunkt der Kritik. „Hoeneß wird bestimmt nicht zurücktreten. Aber wir wollen mit unseren Aktionen zumindest erreichen, dass er einen Teil seiner Kompetenzen abgibt“, sagt Küster.

Der Umgang des Vereins mit seinen Kritikern ist ein anderer Punkt, an dem sich einige Anhänger reiben. Vor dem Spiel gegen Arminia Bielefeld wollte der Klub erstmals auch den Inhalt des „Kurvenechos“ kontrollieren. Die Anhänger gingen nicht auf diese Forderung ein und verteilten das selbst erstellte, zeitungsartige Flugblatt nur außerhalb des Stadions. „Wir wollen uns keine Zensur gefallen lassen“, sagt einer.

In einem anderen Bereich zeigte Hertha Kritikfähigkeit. Die Fans mussten vor dem Bielefeld-Spiel dem Verein wie üblich Plakate vorlegen, die sie mit ins Stadion nehmen wollten. Bei den meisten Bundesligaklubs wird das ähnlich gehandhabt. Einige Banderolen wurden nach Rücksprache mit den Fans unter anderem wegen zu martialischer Wortwahl nicht zugelassen. „Die Gründe dafür haben die Fans eingesehen“, sagt Donato Melillo, Fanbetreuer von Hertha BSC. Zugelassen aber wurden unter anderem zwei Spruchbänder mit der Aufschrift: „Hoeneß’ Fehler legendär – schuld sind andere, niemals er!“. „Das ist keine Beleidigung. Weshalb sollten wir die also ablehnen?“, sagt Melillo. In der zweiten Halbzeit wurden die Plakate dann entrollt.

Küster räumt allerdings auch ein, „dass wir gespalten sind. Aber die Fans, die sich wirklich mit dem Verein auseinandersetzen und immer dabei sind, die sind beinahe ausschließlich kritisch“. Manfred Sangel ist seit 26 Jahren Hertha-Mitglied und Moderator eines Fan-Radios. Er glaubt, „dass die Kritik von wenigen geäußert wird. Aber mit denen sollte sich weiterhin auseinandergesetzt werden“.

Küster will beim Spiel am Samstag in Mainz nur feiern und nicht gegen Hoeneß protestieren. „Ich will mal ein Spiel Pause machen und Fußball genießen“, sagt er.

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