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Marko Arnautovic steuerte drei Treffer beim 4:1-Sieg des SV Werder Bremen in Hoffenheim bei.

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Update

Hoffenheim - Bremen 1:4: Arnautovic sägt an Babbels Stuhl

Das Spiel gegen Werder Bremen galt als "letzte Chance" für Hoffenheims Trainer Markus Babbel. Bekommt der frühere Hertha-Trainer nach drei Toren des Bremers Marko Arnautovic und einer 1:4-Niederlage nun noch eine allerletzte Chance?

Andreas Müller musste am Abend der 1:4-Niederlage gegen Werder Bremen gleich mehrere Jobs erledigen. Draußen vor der Rhein-Neckar-Arena beruhigte der Hoffenheimer Manager zusammen mit dem verletzten Torwart Tim Wiese aufgebrachte Anhänger. Dann eilte Müller vor Fernsehkameras und sprach mit wartenden Journalisten. Überall musste er die gleichen Fragen beantworten: Wird Trainer Markus Babbel nun entlassen und wer wird sein Nachfolger? Müller wollte zwar kein endgültiges Statement abgeben, dass der 40 Jahre alte Babbel am Freitag aber als Cheftrainer beim Auswärtsspiel in Hamburg noch auf der Hoffenheimer Bank sitzt, gilt als nahezu ausgeschlossen. Aus dem Umfeld des Klub wurde kolportiert, Manager Müller sei bereits mit der Nachfolgeregelung beauftragt. Als mögliche Nachfolger gelten der ehemalige Trainer des 1. FC Kaiserslautern Marco Kurz sowie der Hoffenheimer Amateurtrainer Frank Kramer, der das Team als Übergangslösung bis zur Winterpause betreuen könnte. In Hoffenheim wird mit einer Entscheidung vor der Mitgliederversammlung am Montagabend gerechnet.

"Ich kann nicht sagen, was in den nächsten Tagen passiert, ob wir weiter machen oder nicht", sagte Müller nach den Toren von Sejad Salihivic (50.) und den Treffern von Sebastian Prödl (21.) und Marko Arnautovic (29./73./79.). Hoffenheim zeigte erneut eine erschreckend schwache Leistung und wurde von den Bremern geradezu vorgeführt. "Wir werden seriös mit der Situation umgehen. Wir haben bisher mit keinem anderen Trainer gesprochen", behauptete Müller. "Wie wir weiter machen, besprechen wir intern in aller Ruhe. Es geht für den Verein nur darum, in der Liga zu bleiben." Man könne jedoch nicht zweifelsfrei davon ausgehen, dass Babbel am Freitag noch die Mannschaft betreue.

Er denke bereits an das Spiel am Freitag in Hamburg mutmaßte Babbel zunächst, musste dann eingestehen: "Aber eine seriöse Antwort", ob er dann noch Trainer sei, "kann ich ihnen nicht geben. Es steht das nackte Ergebnis da", meinte Babbel. Es wäre Babbels dritte Entlassung seiner noch jungen Trainerkarriere. Nachdem der ehemalige Verteidiger beim VfB Stuttgart nach knapp einem Jahr als Chef und zwei Jahren als Assistent gehen musste, verlief die Trennung bei Hertha BSC nicht ohne peinliche Nebengeräusche. In einem kleinkarierten Schlagabtausch bezichtigte man sich gegenseitig der Lüge und trennte sich am 22. Dezember 2011. Am 10. Februar 2012 übernahm Babbel Hoffenheim und kündigte vor dieser Saison die Europa League als Ziel an. "Es ist legitim, dass überlegt wird. Es muss alles zum Wohle des Vereins getan werden", sagte Babbel nun in Hoffenheim kleinlaut. Babbels Vertrag ist bis zum 30. Juni 2014 datiert.

Nach dem wahrscheinlichen dritten Rauswurf nach kurzer Zeit nimmt das Image Babbels als Trainer Schaden. In Hoffenheim fiel er durch wenig sensiblen Umgang mit einigen seiner Spieler auf, seine Personalpolitik scheiterte im Spannungsfeld um den mächtigen Mäzen Dietmar Hopp und dessen Beratern nachdem er erfolglos versuchte, die Hierarchie seines Teams zu verändern. Tim Wiese, aus Bremen als Führungsfigur geholt und zum Kapitän gemacht, sollte Führungsfigur werden und kassierte dann, als "Schießbuden-Wiese", reihenweise Gegentreffer. Mit 36 Gegentreffer stellt Hoffenheim die schlechteste Abwehr der Liga und war taktisch zu oft ratlos und überfordert. Zudem überwarf sich Babbel mit ehemaligen Führungsspielern wie Andreas Beck, Sejad Salihovic und Tobias Weis.

Auf den Rängen der Rhein-Neckar-Arena hatte Hoffenheims Anhang bereits ein Urteil über den erfolglosen Fußballlehrer gefällt und nach dem Absturz auf Relegationsplatz 16 spöttische Plakate hochgehalten. "2. Liga Babbel sei Dank" und "Babbelei vorbei" stand darauf. Nach dem Spiel begleiteten die Verlierer und ihren Trainer gellende Pfiffe. Manager Andreas Müller meinte noch vielsagend: "Ich spüre die Verantwortung".

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