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Jule Niemeier spielt in New York bislang stark auf.

© Imago/Hasenkopf

Hoffnung für das deutsche Frauentennis: Jule Niemeier hat bei den US Open viel gewonnen

Für Jule Niemeier waren die US Open ein Erfolg, auch wenn ihr im Achtelfinale gegen die Weltranglistenerste Iga Swiatek am Ende die Kraft ausgeht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Jule Niemeier hat am Montagabend ein Tennismatch verloren und trotzdem viel gewonnen. Hielt so mancher ihren Viertelfinaleinzug in Wimbledon noch für einen positiven Ausrutscher, so hat die 23 Jahre alte Tennisspielerin bei den US Open gezeigt, dass einiges an Potenzial in ihr steckt.

Gegen die Weltranglistenerste Iga Swiatek spielte sie im Achtelfinale von Flushing Meadows anderthalb Sätze lang furios auf, am Ende ging ihr allerdings die Kraft aus – mental und körperlich. So stand letztlich eine 6:2, 4:6, 0:6-Niederlage auf der Anzeigetafel.

Doch Niemeier sollte sich nicht lange grämen. Als einziger deutscher Tennisprofi gewann sie in New York überhaupt ein Einzelmatch im Hauptfeld und ist durch den Abschied von Andrea Petkovic und die Schwangerschaftspause von Angelique Kerber plötzlich die beste Deutsche.

Und während Niemeier nach ihrem ersten Auftritt in einem Grand-Slam-Hauptfeld bei den French Open und anschließend beim Turnier in Berlin ihre Ziele noch sehr zurückhaltend kommentierte, sah das jetzt schon anders aus.

Nur weil ich ein, zwei gute Turniere gespielt habe, heißt das nicht, dass es das Ende ist.

Jule Niemeier

„Es ist viel Potenzial da, ich hoffe, dass ich das in den nächsten Monaten und Jahren ausschöpfen kann“, sagte sie nach ihrem starken Auftritt gegen Swiatek und fügte durchaus forsch hinzu: „Nur weil ich ein, zwei gute Turniere gespielt habe, heißt das nicht, dass es das Ende ist.“

Niemeier bringt viel mit, um sich in der Weltrangliste weiter zu verbessern und bei großen Turnieren beständig ein Kandidat für die zweite Woche zu sein: Der Aufschlag ist schon jetzt einer der stärksten bei den Frauen, dazu sind ihre Grundschläge mindestens solide, und ihr Mut ist bemerkenswert. Gegen Swiatek streute sie immer wieder Stopps ein, spielte Slice und ging auch ans Netz. Ihr Spiel wirkt insgesamt sehr variabel und unterscheidet sich damit wohltuend vom Grundlinien-Einerlei vieler anderer Profis.

Niemeier muss noch an ihrer Beinarbeit und Fitness arbeiten

„Wenn ich das gegen die Nummer eins der Welt spielen kann, dann kann ich das auch gegen die anderen“, erklärte sie und kündigte an, dass sie auf der Tour für viele gute Spielerinnen „sehr, sehr gefährlich“ werden könne.

Dazu muss sie an ihren Defiziten arbeiten, auch die waren in New York und speziell gegen Swiatek deutlich sichtbar. Beinarbeit und Fitness sind ausbaufähig, gegen die polnische Ausnahmespielerin ging ihr am Ende die Puste aus. Hundertprozentig austrainiert wirkt sie nicht, Bundestrainerin Barbara Rittner meinte, dass Niemeier bei zwei, drei Kilogramm weniger Gewicht „wendiger und beweglicher“ wäre.

Tatsächlich ist der Dortmunderin zuzutrauen, dass sie sich auf ihren ersten Erfolgen auf großer Bühne nicht ausruht. Sie wirkt bissig und will mehr. Der Zeitpunkt für ihren Aufstieg in die erweiterte Weltspitze könnte kaum günstiger sein. Deutschland drohte ohne Kerber und Petkovic im Frauentennis in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. So weit wird es nun nicht kommen. Jule Niemeier ist schon deswegen eine Gewinnerin dieser US Open.

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