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Sport: Hoher Spaßfaktor

Die SCC-Volleyballer bezwingen im Bundesliga-Spitzenspiel den VfB Friedrichshafen vor über 2000 Zuschauern mit 3:0

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Es gibt Tage, da gelingt einem alles. Wirklich alles. Marco Liefke erwischte gestern so einen Tag. Nur ein Beispiel: Da war der Volleyballer des SC Charlottenburg im dritten Satz beim Stande von 8:8 zur Abwehr eines mächtigen Schmetterballs von der Gegenseite gezwungen. Halb lag Liefke auf dem Hallenboden, halb kniete er noch, als er den Ball annahm. In solchen Szenen sind die abwehrenden Volleyballer schon heilfroh, wenn sie einen Punkt für den Gegner verhindern. Liefke aber gab dem Ball mit den Händen einen derartigen Drall, dass er nicht nur übers Netz zurückflog, sondern auch gleich noch auf der gegnerischen Seite unerreichbar ins Feld klatschte – zur 9:8-Führung. „Mir hat das Spiel richtig Spaß gemacht“, gestand Liefke später. Den Spaßfaktor teilte Liefke mit dem Publikum: Stehend feierten die 2000 Zuschauer in der Sömmeringhalle einen souveränen SCC, der im Bundesliga-Spitzenspiel den Verfolger VfB Friedrichshafen 3:0 (25:23, 25:21, 25:21) abgekanzelt hatte. „Der SCC hat in den entscheidenden Phasen immer die bessere Antwort gewusst und dann die Big Points gemacht“, anerkannte VfB-Trainer Stelian Moculescu.

Der SCC hat mit diesem Sieg einen Spieltag vor Schluss Platz eins in der Bundesliga-Hauptrunde sicher. Das heißt: Wenn die Charlottenburger über die Play-offs ins Endspiel einziehen sollten und dort dann Ende April wahrscheinlich wieder auf den VfB Friedrichshafen treffen, hätten sie in der Serie „Best of five“ einmal mehr Heimrecht. „Ich will Meister werden. Das habe ich schon vor der Saison gesagt, dabei bleibe ich“, lautet Liefkes Kampfansage.

Die Charlottenburger überzeugten gegen den Dauerrivalen vom Bodensee vor allem mit kernigen Aufschlägen. Damit hatte die Mannschaft in der Vergangenheit mitunter große Probleme gehabt . Zum Beispiel im Pokalendspiel im Januar, das der SCC mit 2:3 verloren hatte – gegen den VfB Friedrichshafen. „Nach diesem Finale haben wir uns gesagt: Wenn wir unser Aufschlagsspiel nicht verbessern, werden wir keine Chance haben gegen Friedrichshafen“, sagte SCC-Manager Kaweh Niroomand. Die Mannschaft hat das schnell begriffen. „Wir hatten diesmal insgesamt zwölf Asse“, rechnete SCC-Trainer Mirko Culic vor. „Eine gute Quote“, lobte auch Stelian Moculescu etwas zerknirscht.

Es war bezeichnend, dass gerade bei knappen Spielständen nahezu jeder beim SCC mal mit einem Ass glänzte: Skach, Spirowski, Bakumovski, Günther – und vor allem Marko Liefke. Der 29-jährige Nationalspieler schlug ein halbes Dutzend Asse selbst, er war auch sonst der Mann, der die Spieler auf der anderen Seite des Netzes in ungläubiges Staunen versetzte. „Ich glaube, ich habe diesmal nicht allzu viel falsch gemacht. Das Verblüffendste für mich: Der Angriff war noch das schwächste Element bei mir“, urteilte Liefke über sich selbst. Verblüffend deshalb, weil Liefke schließlich der gefährlichste Angreifer der Charlottenburger ist, es übrigens – trotz seiner ehrenwerten Selbstkritik – auch gegen Friedrichshafen wieder war.

Die Charlottenburger wünschen sich nun, dass sie im Play-off-Viertelfinale, das am 31. März beginnt, auf die Volley Dogs Berlin treffen. „Das wäre ideal. Da sparen wir uns die ganze Reiserei“, sagt Liefke. Er erwähnt nicht, dass diese Aufgabe auch sportlich zu den leicht zu lösenden gehört.

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