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Michael Ballack ist in Leverkusen "everybody's darling".

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Interview: Holzhäuser zur Ballack-Verpflichtung: "Der Image-Faktor ist wichtig"

Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser über die Verpflichtung von Michael Ballack und die strategische Bedeutung des Nationalmannschaftskapitän für den Verein.

Herr Holzhäuser, wird das Gehalt von Michael Ballack durch Erlöse aus dem Trikotverkauf wieder reingeholt?

Sicherlich nicht. Bei der Verpflichtung haben vor allem zwei Aspekte eine Rolle gespielt: einerseits der sportliche, anderseits der Imagefaktor. Es gibt in Deutschland drei Fußball-Persönlichkeiten mit einem rundum positiven Image: Beckenbauer, Völler und Ballack.

Also doch Trikotverkauf.

Der Imagefaktor, für den die Bayer AG in Ballack mitinvestiert hat, ist schwer messbar. Ballack wird keine konkrete Produktwerbung machen, sondern eher mal bei einer Großveranstaltung von Bayer auftreten – das ist allerdings Sache der Kommunikationsabteilung des Konzerns, nicht meine. Und zu den Trikots: Da warne ich vor der Podolski-Manie. Im Kölner Raum haben wohl einige geglaubt, der Spieler lasse sich allein aus Merchandising-Erlösen heraus finanzieren. Aus dem Trikotverkauf lässt sich vielleicht ein Physiotherapeut bezahlen. Das ist ein nettes Extra, mehr aber auch nicht.

Ist der Transfer aus betriebswirtschaftlicher Sicht dann nicht heikel? Ballack hat doch kaum Wiederverkaufswert.

Wolfgang Holzhäuser, 60, ist seit 1998 Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen. Der Betriebswirt arbeitete zuvor 23 Jahre lang für den DFB und war an der Gründung der DFL beteiligt.
Wolfgang Holzhäuser, 60, ist seit 1998 Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen. Der Betriebswirt arbeitete zuvor 23 Jahre lang für den DFB und war an der Gründung der DFL beteiligt.

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Das ist sicher richtig, er ist jetzt 33 und erhält bei uns einen Vertrag über zwei Jahre. Unter normalen Umständen bekommt man einen Profi dieser Güte aber nicht ablösefrei, sportlich wird er uns sehr weiterhelfen – und das darf man nicht vergessen.

Zuletzt hat der Klub bei Transfers doch eher auf junge, entwicklungsfähige Spieler gesetzt.

Und das werden wir auch weiterhin tun. Ballack ist eine Ausnahme. Wir glauben halt, dass er unser junges Team entscheidend voranbringen kann. Wir haben in der vergangenen Saison unser Potenzial voll ausgeschöpft, am Limit gespielt. Ballack kann einen neuen Impuls geben, er soll so etwas wie ein Interaktionszentrum sein, ein Typ, an dem sich die anderen orientieren können. Eine ähnliche Rolle hatte Sergej Barbarez früher in Hamburg und Leverkusen. Das hat uns in der vergangenen Saison ein bisschen gefehlt.

Wie konnten Sie Ballack überreden? Es gab ja auch noch ein paar andere Interessenten, wie zum Beispiel Wolfsburg.

Von den Klubs, die mitgeboten haben, waren wir der mit dem geringsten Angebot. Da haben weiche Faktoren eine Rolle gespielt: Bei keinem Verein war Ballack bisher "everybody’s darling" – außer in Leverkusen. Beim Abschiedsspiel von Bernd Schneider im Mai in Leverkusen war Ballack zu Gast und wurde von 20.000 Fans gefeiert, die ihn mit Sprechchören zurückholen wollten. Ich denke, das hat ihn berührt.

Ballack könnte nach seiner Karriere ins Management des Klubs wechseln. Hat das in den Verhandlungen eine Rolle gespielt?

Nein. In zwei Jahren wird die Situation neu bewertet, dann werden wir sehen.

Interview: Ingo Schmidt-Tychsen

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