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© dpa

HSV gegen Mönchengladbach: Risiko lohnt sich

Der Hamburger SV hat den ersten ganz bösen Dämpfer der laufenden Bundesliga-Saison erhalten. Trotz zweimaliger Führung verlor der HSV am Samstagnachmittag 2:3 (1:1) gegen Borussia Mönchengladbach.

Hätte man ihn auswechseln sollen oder nicht? „Jerome ist nur noch auf einem Bein gelaufen“, sagte sein Mannschaftskamerad Zé Roberto, „der Trainer hätte ihn rausnehmen müssen.“ Jerome Boateng hatte in der Schlussviertelstunde tatsächlich große Probleme, und so kam es wenig überraschend, dass ausgerechnet er sowohl am Gladbacher Ausgleich als auch am Siegtreffer der Gäste beteiligt war. Beide Male kam Boateng gegen Gladbacher Spieler zu spät: Der Hamburger Innenverteidiger konnte weder das 2:2 durch Dante eine Viertelstunde vor Schluss noch das entscheidende 2:3 durch Rob Friend sechs Minuten später verhindern. Eigentlich war Boateng in den vergangenen Monaten einer der großen Gewinner beim HSV, bei der ersten Hamburger Saisonniederlage war er jedoch einer der großen Verlierer.

Die Schuld an der 2:3 (1:1)-Niederlage gegen starke, mutige Gladbacher sollte Boateng aber nicht allein tragen. Nicht alle Hamburger waren Zé Robertos Meinung, dass HSV-Trainer Bruno Labbadia ihn hätte auswechseln müssen, David Jarolim und Joris Mathijsen etwa äußerten sich anders. Der Trainer selbst erklärte sein Festhalten an Boateng recht einfach: „Wir hatten keinen Abwehrspieler mehr auf der Bank.“ Außerdem habe Boateng nicht angezeigt, dass er gern vom Feld wollte. „Der Spieler muss mir signalisieren, ob es geht oder nicht. Wir hatten kein klares Signal von ihm.“ Der Arzt habe nur eine Prellung am Spann festgestellt und für nicht so schlimm befunden. „Deswegen haben wir uns entschieden, mit ihm weiterzumachen“, sagte Labbadia. „Manchmal muss man sich durchbeißen.“

Auch mit einem angeschlagenen Boateng hatte der HSV alle Möglichkeiten, die Partie gegen Mönchengladbach zu gewinnen und sich wieder an die Spitze der Tabelle zu setzen. Denn die Hamburger waren durch Tore von Piotr Trochowski und Zé Roberto zweimal in Führung gegangen. Wie Jonathan Pitroipa das 1:0 nach 20 Minuten vorbereitete, hatte Klasse: Erst legte Marcus Berg mit dem Kopf auf Pitroipa ab, der sah Trochowski und ließ den Ball mit dem Rücken zum Tor prallen, Trochowski verwandelte.

Doch der HSV schien sich etwas zu sicher zu fühlen, denn mit der ersten wirklich durchdachten Angriffsaktion kam Mönchengladbach überraschend zum Ausgleich durch Marco Reus.

Doch auch von der erneuten Führung der Gastgeber gleich nach Wiederanpfiff durch einen perfekt unter die Latte gezirkelten Freistoß von Zé Roberto ließen die Gladbacher sich nicht verunsichern. Sie spielten guten Fußball, waren mutig, und kamen durch Dante zum zweiten Mal zum Ausgleich, ehe der lange verletzte Stürmer Rob Friend die gesamte Bank der Gäste aufspringen ließ und diesen eiskalten Samstagnachmittag in einen Mönchengladbacher Jubeltag verwandelte. Nach sechs sieglosen Spielen war auch Trainer Michael Frontzeck die Freude und Erleichterung deutlich anzumerken. „Die Situation war alles andere als einfach für uns. Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, weil sie trotz des zweimaligen Rückstands nicht den Kopf verloren hat“, sagte der Trainer. „Der Sieg war nicht unverdient, und heute hatten wir auch mal das nötige Glück.“

Dem HSV hingegen war das Fehlen der verletzten Angreifer Mladen Petric und Paolo Guerrero jederzeit anzumerken. „Heute haben die Mannschaftsteile nicht so ineinander gepasst“, sagte Labbadia. „Aber es ist ja nicht viel passiert. Wir haben an der Mannschaft viel Freude gehabt. Jetzt hat sie mal verloren.“

Vom Frank Heike[Hamburg]

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