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HSV im Uefa-Cup: Mehr als Pech

Der Hamburger SV verspielt seine Träume. War nur die kleine Papierkugel Schuld, die den Ball zu der entscheidenden Ecke ablenkte?

Hamburg - Man kann es sich beim Hamburger SV ganz einfach machen und alle Schuld auf die vermaledeite Papierkugel abwälzen, die jemand aus den Rängen aufs Spielfeld geworfen hatte. Fast tragikomisch wirkte es ja in der Tat, wie der Ball genau in dem Moment über die Kugel hoppelte, als Michael Gravgaard zu seinem Torwart Frank Rost zurückpassen wollte. Gravgaard kickte die Kugel wütend weg (siehe Foto). Es gab Ecke. Dann fiel das 1:3. Der Anfang vom Ende im mit 2:3 verlorenen Uefa-Cup-Halbfinale gegen Bremen. Gravgaard haderte mit seinem Missgeschick: So viel Pech kann man doch gar nicht haben.

Aber es ist nicht nur Pech, das dem HSV widerfährt, der seit 1987 keinen Titel mehr gewonnen hat. Nachdem der sonst so zuverlässige Torwart Frank Rost einen harmlosen Schuss von Claudio Pizarro nach 66 Minuten ins Netz hatte rutschen lassen, griff eine Art Schockstarre um sich. Den Spielern fehlten Kraft und Klasse. Immerhin zog sich Stürmer Ivica Olic doch keinen Kreuzbandriss zu. Seine Verletzung stellte sich als Knieprellung heraus. „Ohne Titel gehe ich nicht weg aus Hamburg“, hatte der 29-Jährige beteuert, nun wechselt der zweifache Torschütze im Sommer wohl titellos zum FC Bayern München.

Als Sinnbild der Verzweiflung diente der mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Rasen trommelnde Olic; als Gesicht der Enttäuschung taugte der aschfahle Vorstandschef Bernd Hoffmann. Der starke Mann sprach starke Worte, bei denen manch einer eine heimliche Träne im Augenwinkel entdeckt haben wollte: „Wir sind nicht ManU oder Barcelona, die jedes Jahr in ein Finale kommen. Wir werden erst in Jahren begreifen, welche Chance wir nicht genutzt haben!“

Hoffmann gestand sogar, von den Derbys schon die Nase voll zu haben, obwohl doch an diesem Sonntag in Bremen das nächste ansteht. Für die Hamburger könnte der 10. Mai zum Verfallsdatum all ihrer Träume werden. Wenn es ganz dumm läuft, hat der HSV bald jede Chance auf einen internationalen Wettbewerb verspielt. Torhüter Rost schwant Böses, wenn er mahnt: „Die Saison ist noch nicht vorbei.“ Immerhin: Die verflixte Papierkugel ist schon weg aus Hamburg: Zunächst hieß es, sie werde einen Ehrenplatz Werders Klubmuseum – dem Wuseum – erhalten. Jetzt soll sie im Internet für einen guten Zweck versteigert werden.Frank Hellmann

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