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Hürdensprinter Blaschek: „Kapital auf zwei Beinen“

Deutschlands bester Hürdensprinter Thomas Blaschek über Chinas Star Liu Xiang.

Herr Blaschek, Ihre Disziplin 110 Meter Hürden wird in Peking die Hauptattraktion sein, denn Ihr chinesischer Kollege Liu Xiang, Olympiasieger und Weltrekordhalter, könnte das Gesicht der Spiele werden. Merken Sie davon schon etwas?

Noch ist es ja ein Stück bis Peking. Aber bei den Spielen wird das Interesse schon auf unserer Disziplin liegen. Es wird ja auch ein Duell zwischen China und Amerikanern. Ich selber spiele da eine untergeordnete Rolle.

Wie erleben Sie Liu Xiang?

Er spricht kein Englisch, daher ist die Kommunikation eher schwierig. Ich bekomme von ihm mit, dass er sehr diszipliniert ist. Dass er auf seine Trainer hört. Er ist Millionär und tritt trotzdem ganz normal auf.

Sie standen auch am Start schon neben ihm. Wie verhält er sich da?

Da macht er keine Faxen und kein Gehampel wie die Amerikaner. Er konzentriert sich ganz auf sich selbst. Ihm macht es auch nichts aus, auf Bahn neun zu laufen wie letztes Jahr in Osaka. Weltmeister ist er trotzdem geworden. Ich habe mal gehört, dass er außerhalb des Sportplatzes ein bisschen arrogant sein soll. Aber das sind Geschichten. Ich erlebe, dass er sich trotz der Erfolge anständig benimmt.

Beschränkt sich die Kommunikation mit ihm auf ein Zunicken und Händeschütteln?

Vor einem Rennen gibt es eigentlich gar nichts. Hinterher, wenn die Anspannung weg ist, hat man vielleicht ein bisschen Kontakt. Aber er wird auch immer abgeschirmt von seinen Leuten.

Wie muss man sich das vorstellen?

Es sind ständig Menschen da, die alles für ihn machen. Die lesen ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Sie passen auf, dass am Aufwärmplatz bloß keiner auf seinen Hürden trainiert. Dass Kamerateams erstmal anfragen, bevor sie anfangen zu drehen.

Das heißt: Da, wo viele Menschen auf dem Aufwärmplatz sind, ist Liu Xiang?

Wenn er nach Europa kommt, sind mindestens fünf Leute um ihn: zwei Trainer, Psychologe, Physiotherapeut, Dolmetscher. Aber das kann man verstehen. Er ist ihr Kapital auf zwei Beinen. Mich stört das nicht. Ich muss ja nicht mit ihm Kaffee trinken, sondern nur gegen ihn laufen.

Wie werden Sie mit dem aufkommenden Rummel um Ihre Disziplin umgehen?

Zurzeit konzentriere ich mich auf die Halle, für Peking muss ich mich noch qualifizieren. Trubel brauche ich nicht. Ich werde mich wohl erst mit allem beschäftigen, wenn ich im Juli im Flugzeug zum Vorbereitungslehrgang nach Japan sitze.

Die Fragen stellte Friedhard Teuffel.

Thomas Blaschek, 26, ist Deutschlands bester Hürdensprinter. 2006 gewann er bei den Europameisterschaften in Göteborg die Silbermedaille. Er trainiert beim LAZ Leipzig.

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