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Sport: Huub Stevens

Wie Hamburgs neuer Trainer das Spiel im Berliner Olympiastadion erlebte

Von Karsten Doneck, dpa

Ein Pulk von etwa zwei Dutzend Fotografen versperrt den Durchgang vom Kabinentrakt zum Rasen. Nur der Mann, auf den die Leute da im Berliner Olympiastadion mit ihren Kameras und Objektiven warten, macht sich erst einmal unsichtbar. Huub Stevens überlässt Amateurtrainer Karsten Bäron und Athletik-Trainer Markus Günther die Aufgabe, die Aufwärmarbeit der Profis des Hamburger SV vor dem Spiel bei Hertha BSC zu überwachen. Der Chef höchstselbst, Huub Stevens, bleibt in der Kabine, allein mit seinen Gedanken über seine neue Mission: den HSV vor dem Abstieg zu bewahren.

Immerhin pünktlich, wenige Minuten vor Spielbeginn, erscheint Stevens. Ruhig, souverän, ohne große Geste, das ihn umgebende Blitzlichtgewitter ignorierend, schreitet er zur Bank. Und machten nicht zwei couragierte Ordner in neongelben Jacken ihre Autorität geltend, dann würde Stevens durch den Wall der ihn umlagernden Fotografen hindurch gar nicht mitbekommen, was seine Mannschaft unmittelbar nach dem Anpfiff anstellt. Stevens betrachtet das Geschehen im Sitzen, links neben sich Karsten Bäron, mit dem er sich ab und zu kurz verbal austauscht. Aufstellung und Einstellung der Mannschaft hat er am Abend zuvor nach seinem Eintreffen im Mannschaftshotel Spreebogen in Moabit mit HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer abgesprochen.

Stevens,der einen Vertrag bis 30. Juni 2008 hat, reagiert auch auf die Führung der Hamburger gelassen. Auf dem Feld jubeln die HSV-Profis, am Rande kritzelt ihr Trainer ein paar Notizen in seinen Block. Einmal aber fühlt sich Stevens aus seiner Passivhaltung herausgerissen. Unmittelbar vor seiner Nase hat Ersatzmann Juan Pablo Sorin dem Geschehen auf dem Platz zugesehen – interessiert zwar, aber bewegungslos. Stevens gibt eine kurze Anweisung. Fortan steigert Sorin seinen Bewegungsdrang. Der Lohn: Der Argentinier wird später eingewechselt. Ein paar persönliche Anweisungen für den an den Spielfeldrand geeilten Kapitän Rafael van der Vaart hat Stevens dann auch noch übrig.

Auch nach dem Wechsel beobachtet der 53 Jahre alte Trainer das, was vor seinen Augen passiert nach außen hin beinahe ungerührt. Beim ersten Gegentor ruft er ein paar laute Worte in den sich allmählich verdunkelnden Abendhimmel, dann notiert er sich wieder etwas. Nach Abpfiff – der HSV hat noch das 1:2 kassiert – bezieht Stevens Stellung, nachdem er noch ein paar kurze, herzliche Begrüßungen ausgetauscht hat mit dem einen oder anderen, den er aus seiner Zeit bei Hertha BSC noch kennt. „Ich bin genauso enttäuscht wie die Spieler, ich muss viel reden mit meinen Spielern“, sagt er, „sie müssen ihr Selbstvertrauen wiederfinden.“ Dann wird Stevens von einem Interview zum nächsten geschleppt. Wo sein Vorgänger Thomas Doll stets viel Leidenschaft demonstriert hat, reagiert Huub Stevens mit Sachlichkeit – wie bereits im Spiel zuvor.

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