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Sport: „Ich bin enttäuscht“

Die Boxpromoterin Eva Rolle über Graciano Rocchigiani

Frau Rolle, Sie warten seit zwei Tagen sehnsüchtig auf einen bestimmten Anruf. . .

Erraten. Ich bin ziemlich enttäuscht, dass sich Graciano Rocchigiani seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis noch nicht bei mir gemeldet hat.

Warum sollte er das tun?

Wir stehen seit über einem Jahr in engem Kontakt. Als er sich für seinen bisher letzten Kampf in meinem Gym in Schöneweide vorbereitet hat, lernte er unser Sozialprojekt Doppeldeckung kennen. Er hatte uns sofort seine Unterstützung zugesagt.

Dann musste Rocchigiani ins Gefängnis.

Ja, aber gerade dieser Umstand hat ihn bestärkt. Er wollte nach seiner Entlassung bei uns tätig werden. Die Kinder, die aus schwierigen Verhältnissen kommen sind nun tief traurig, dass er sich nicht gemeldet hat.

Was werden Sie unternehmen?

Ich warte bis Freitag noch ab. Ich kann verstehen, dass er momentan eine Menge Dinge für sich zu ordnen hat.

Und was, wenn er sich nicht meldet?

Dann müssen wir davon ausgehen, dass sein Interesse an unserer Arbeit geschwunden ist. Ich könnte nicht mehr ausschließen, dass er uns als Vorwand benutzt hat, um vorzeitig entlassen zu werden. Bei allem, was wir in den letzten Monaten für ihn getan haben, wäre das eine große Enttäuschung.

Was haben Sie denn für ihn alles getan?

Hören Sie, das aufzuzählen, würde zu weit führen und gehört nicht in die Öffentlichkeit. Mir ist an Sachlichkeit gelegen. Ob Graciano, wie jetzt zu hören ist, demnächst für die Universum Boxpromotion boxen wird oder für Sauerland, das ist zweitrangig. Keiner dieser Manager kümmerte sich um ihn, als er im Gefängnis saß. Wir haben jede Woche telefoniert. Seine Freundin war bei uns fast jeden Tag im Gym. Ich habe ihm die Anwälte besorgt, ich habe ihm eine berufliche Perspektive geboten. Er hätte bei mir trainieren und sich in der Jugendarbeit profilieren können.

Das Gespräch führte Michael Rosentritt.

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