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Sport: „Ich kann jeden schlagen“

Formel-1-Pilot Nick Heidfeld über seinen neuen Ruhm und ruhige Schweizer

Herr Heidfeld, hinter Ihnen liegen die erfolgreichsten Wochen Ihrer Karriere. Hat sich Ihr Leben nach den zweiten Plätzen in Monaco und am Nürburgring verändert?

Ja, mich erkennen viel mehr Leute, und das Medieninteresse ist riesig. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell gehen kann.

Sie haben einmal gesagt, Sie fahren nicht Rennen, um ein Star zu sein.

Richtig. Das Wichtigste ist, erfolgreich zu sein.

Aber dass Formel-1-Erfolge nicht in völliger Anonymität möglich sind, war Ihnen doch sicher auch klar. Wie viel Privatsphäre sind Sie bereit, dafür preiszugeben?

Ich bin nicht bereit, irgendetwas von meiner Privatsphäre aufzugeben. Aber all das, was damit einhergeht, wenn man erfolgreich ist, akzeptiere ich. Das muss ich so nehmen, wie es kommt. Wenn irgendwann hoffentlich der ganz große Erfolg kommt, die ersten Siege, wird sich bestimmt sehr viel ändern. Aber dass sich jetzt nach zwei zweiten Plätzen und einer Poleposition schon so viel getan hat – das hat mich schon überrascht.

Gilt das auch für Ihre Position im Fahrerlager?

Ich glaube, ich hatte schon vorher einen guten Stand, aber auch da hat sich noch einiges verändert. Man sieht mich jetzt als besseren Fahrer und traut mir mehr zu. Wenn ich auch keinen Wert auf Bekanntheit lege: Der Stellenwert, den ich im Moment habe und wie man mich einschätzt, gefällt mir schon sehr gut.

In einer Internetumfrage wurden Sie kürzlich zum derzeit besten deutschen Formel-1-Fahrer gewählt – vor Michael Schumacher. Macht Sie das ein bisschen stolz?

Ja, das freut mich schon sehr. Aber es ist mir egal, ob Michael oder Ralf Schumacher hinter mir sind. Ich möchte möglichst viele Autos hinter mir lassen.

Sie liegen auch in der WM-Wertung vor Schumacher, der aber durch seinen Wagen klar benachteiligt ist. Glauben Sie, dass Sie Michael Schumacher auch im gleichen Auto schlagen könnten?

Ich habe vor keinem Fahrer Angst, und ich denke, dass ich jeden schlagen kann, das kann man sagen. Und was die meisten natürlich immer interessiert: „Jeder Fahrer“ heißt natürlich auch Michael.

In zwei Monaten werden Sie zum ersten Mal Vater. Wird das Ihren Blick auf Ihren Beruf verändern?

Also, bis jetzt fahre ich noch nicht anders. Ich denke schon, dass sich im August die Prioritäten verschieben werden. Ich glaube aber nicht, dass sich meine Sicht auf die Formel 1 ändern wird. Ich werde dann genauso viel geben wie jetzt auch.

Gibt es eine bestimmte Einstellung, die Sie Ihrem Kind vermitteln wollen?

Sicher werde ich versuchen, ihm in vielen Bereichen so viel wie möglich mitzugeben, aber nicht eine einzige, bestimmte Lebensphilosophie.

Was werden Sie ihm zum Thema Geld erzählen?

Das Geld nehme ich gerne mit. Natürlich versuche ich, so viel wie möglich rauszuholen. Es ist aber nicht Antriebsfeder Nummer eins. Das Wichtigste für mich ist das Fahren, das macht mir riesigen Spaß. Wenn das morgen nicht mehr so wäre, würde ich sofort aufhören.

Sie wohnen in der Nähe von Zürich. Wie sieht es bei Ihnen zu Hause aus?

Wir haben ein altes Haus, das wir renoviert haben, innen ist es eher modern. Wenn ich nach einem anstrengenden Rennwochenende nach Hause komme, ist das Schönste, die Tür zuzumachen und einfach mal keinen Plan zu haben. Einfach zu machen, wozu ich Lust habe, ohne einen Terminkalender für den ganzen Tag.

In der Schweiz wird momentan über die Abschaffung der Steuervergünstigungen für Ausländer nachgedacht. Wäre das ein Grund wegzuziehen?

Nein. Wenn das ein Argument wäre, dann wäre ich in Monaco geblieben. Ich bin aus anderen Gründen in die Schweiz gegangen. Es ist einfach landschaftlich wunderschön da, es gibt einen sehr hohen Lebensstandard. Und ich komme sehr gut mit den Leuten zurecht.

Was genau mögen Sie an den Schweizern?

Sie sind noch ein bisschen zurückhaltender als die Deutschen.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

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