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Thomas Hitzlsperger beendet seine Karriere.

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Update

„Ich spiele jetzt nicht mehr“: Thomas Hitzlsperger beendet Karriere

Still und heimlich wechselte Thomas Hitzlsperger als Teenager vom FC Bayern München zu Aston Villa. Genauso still und leise hat er nun den Entschluss gefasst, seine Karriere zu beenden. Er finde, es reicht, sagt der ehemalige Nationalspieler.

Thomas Hitzlsperger mag nicht mehr. Er hat genug von dem Geschäft. Er will nicht mehr Teil dieses Zirkus sein, von dem so viele Jungs täglich träumen. „Dieses Gekämpfe (...) auf und neben dem Platz. Man verletzt sich, kämpft sich wieder ran, verletzt sich wieder, überlegt, ob man den Arzt wechselt oder eine OP machen lässt, man kämpft sich wieder ran, es kommt vielleicht wieder ein neuer Verein, ein neuer Trainer, es gibt wieder neue Positionskämpfe - all das kostet Substanz“, sagte der Fußballprofi am Mittwoch in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Mit diesem abschließenden Gespräch beendete der 31-Jährige seine Karriere.

„Es gab nicht diesen einen Moment, an dem klar wurde: Das war's jetzt. Es war ein Prozess mit vielen Vereinswechseln und einigen Verletzungen“, sagt der gebürtige Münchner. Seit ein paar Tagen sei er sicher: „Ich spiele jetzt nicht mehr. Das ist keine große Sache. Bei jedem Fußballer ist ja irgendwann Schluss.“ In der vergangenen Saison stand der 52-malige Nationalspieler noch in der Premier League beim FC Everton unter Vertrag. Er kam jedoch nur auf sieben Einsätze und wurde aussortiert. Seit Mai war er vereinslos.

Trotz Anfragen aus Deutschland und England habe sich herauskristallisiert, dass er etwas anderes brauche. „Daran hätte ein neuer Verein wenig geändert.“ Der Punkt sei erreicht, an dem er einen neuen Kurs einschlagen wolle. Auch sein Körper habe entsprechende Signale gesendet. Er hänge nicht so zäh am Profi-Beruf, dass er es bis zum bitteren Ende ausreizen wolle.

Hitzlsperger hat selbst entschieden. Das habe er in England gelernt, hat er mal berichtet. Auf die Insel war der damals 18-Jährige still und heimlich gewechselt. Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte er seinerzeit vor vollendete Tatsachen gestellt. Der habe getobt, als er erfahren hatte, dass das Talent vom Rekordmeister zu Aston Villa wechseln würde.

Beim Probetraining in Birmingham hatte Hitzlsperger mit seiner Schusstechnik beeindruckt. Die hatte er sich auf dem Bauernhof der Eltern im Futtersilo angeeignet. Dort schoss er den Putz von den Wänden. Der neue Coach fand, sein Schuss sei ein „Hammer“. Hitzlsperger erhielt einen Vertrag und seinen Spitznamen.

Im Winter 2002 gab „Hitz The Hammer“ sein Debüt in der Premier League. Er wurde Stammspieler und Nationalspieler. Nach fünf Jahren bei Villa wechselte er zum VfB Stuttgart und wurde 2007 dort deutscher Meister. Als Coach Markus Babbel ihm im Dezember 2009 nach einer Talfahrt die Kapitänsbinde nimmt, geht es langsam bergab. Im Januar 2010 wechselt er zu Lazio Rom. Er spielt kaum. Es geht weiter nach West Ham, nach Wolfsburg und zuletzt nach Everton. Es sei schwer, als 30-Jähriger im modernen Fußball nach Verletzungen noch mal zurückzukommen, sagt er heute.

Dass zuletzt auch Arne Friedrich, Christoph Metzelder, Tim Borowski oder Andreas Hinkel mit Anfang 30 ihre Karriere genau wie er ohne großes Brimborium beendet haben, findet er sympathisch. „Das ist ja auch ein Statement: Hey, wir sind gar nicht so wichtig! Es gibt im Fußball genügend Menschen, die selbst ihr größter Fan sind.“ Man könne ruhig zeigen, dass man kein überzeugter Selbstbewunderer sei. „Ich gebe das Spielfeld auf als einer, der für eine Zeit lang ein kleiner Teil der Szene war“, sagt Hitzlsperger. Er mag nicht mehr. (dpa)

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