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Sport: „Ich wusste es nicht“

Jens Lehmann über Klinsmanns Entscheidung und eine schlechte Saison mit dem FC Arsenal

Herr Lehmann, Sie stehen mit dem FC Arsenal im Halbfinale der Champions League und Jürgen Klinsmann hat Sie als deutsche Nummer eins bei der WM auserkoren; befinden Sie sich auf dem Höhepunkt Ihres Schaffens?

Nicht, wenn es darum geht, was wir mit Arsenal bis dato erreicht haben. Wir spielen eigentlich eine schlechte Saison für unsere Ansprüche, sind nur Sechster und können mit der Champions League lediglich den Gesamteindruck aufbessern. Klinsmanns Entscheidung freut mich natürlich sehr. Ich werde mich noch mehr reinhängen als ohnehin schon und alles daran setzen, das Vertrauen des Trainers zu rechtfertigen.

Sie scheinen mit sich im Reinen ...

Das stimmt, das bin ich. Ich lerne noch jeden Tag dazu und verstehe es heute viel besser als früher, mich ganz auf mich und meine Leistungen zu konzentrieren. Es gibt nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste.

Also ist das jetzt der beste Jens Lehmann, den es je gab?

Ja, das hoffe ich doch. Ich war immer bemüht, mich in kleinen Schritten weiterzuentwickeln. Wäre das nicht so, dann wäre ich wohl längst nicht mehr hier und auch Jürgen Klinsmann hätte sich wohl nicht für mich entschieden.

Hatte Ihre gelöste Stimmung auch damit zu tun, dass Sie schon länger von Klinsmanns Entscheidung für Sie wussten, wie es zum Beispiel Bayerns Manager Uli Hoeneß behauptet?

Ich wusste es nicht. Aber meine Gedanken waren immer optimistisch.

Der Wettbewerb im Kampf um den Platz im Tor scheint Sie tatsächlich nur noch angespornt zu haben, während Oliver Kahn unerwartet Nerven gezeigt hat; haben Sie trotz der Rivalität Mitgefühl?

Ich kann die Situation in Deutschland und von Oliver Kahn nicht einschätzen, dafür bin ich zu weit weg und lese auch kaum deutsche Zeitungen. In den vergangenen Wochen habe ich mich ausschließlich auf Arsenal konzentriert. Und das möchte ich auch jetzt bis zum Saisonende genauso beibehalten, schließlich bin ich damit gut gefahren.

Sie hatten ein gewisses Können darin entwickelt, Argumente für Ihre Bewerbung als Nummer eins im deutschen Tor vorzutragen, ohne sich vergleichbarer Werbung schuldig zu machen ...

Ich habe auch keinen Sinn darin gesehen, über andere zu sprechen. Alles, was ich tue, ist so abgestimmt, dass mein Trainer und meine Mannschaftskameraden im Verein mit mir zufrieden sind. Über alles andere zu reden, macht gar keinen Sinn. Ich zitiere da nur allzu gerne Otto Rehhagel: „Entscheidend ist auf dem Platz.“

Eben, und Experten haben zuletzt immer wieder penibel aufgerechnet, wer auf dem Platz der Bessere ist, Lehmann oder Kahn – wo sehen Sie selbst Ihre Stärken, aber auch Schwächen?

Diese Frage hätten Sie mir besser vor einem halben Jahr gestellt. Heute sehe ich keine Notwendigkeit mehr, darauf eingehen zu müssen.

Warum nicht?

Weil es mir nichts bringt, mich öffentlich selbst zu beurteilen. Ich bin durchaus davon überzeugt, dass ich über das Torwartspiel sehr gut Bescheid weiß, auch weil ich das Glück hatte, schon viel erleben zu dürfen im Fußball, ob nun bei Schalke mit dem Gewinn des Uefa-Pokals 1997, ob bei Borussia Dortmund mit der Meisterschaft 2002, ob beim AC Milan oder jetzt eben Arsenal.

Jetzt dürfen Sie auch noch eine WM erleben. Wie hätten Sie entschieden, wenn Klinsmann Kahn zur Nummer eins gemacht hätte?

Dazu sage ich nichts.

Die Fragen stellte Andreas Kötter (HB)

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