zum Hauptinhalt

Sport: Ihr seid alle Individuen!

Nach zwei Bundesliga-Niederlagen steckt Alba in der ersten kleinen Krise. Manager Marco Baldi appelliert an die Eigenverantwortung der Spieler

Berlin - Kein Trainer der Welt kann es leiden, immer wieder die gleichen Dinge anzusprechen. „Wir haben nur zehn Minuten Basketball gespielt“, hatte Albas Coach Gordon Herbert nach der 69:71-Niederlage seines Teams am vergangenen Sonntag in Bremerhaven gesagt. Eine Woche später, nach dem 91:98 nach Verlängerung in Hagen, kommentierte Herbert die Niederlage so: „Wir haben nur zehn Minuten Basketball gespielt.“ In beiden Partien lag Alba klar vorne, verspielte die Führung im Schlussviertel aber durch Ballverluste, Schwächen in der Verteidigung und Unkonzentriertheiten im Rebound. „Die zwei Niederlagen tun weh“, sagt Geschäftsführer Marco Baldi. „Nicht nur, was die Tabelle angeht, sondern auch, was die Entwicklung des Teams anbelangt.“

Nicht nur Baldi und Herbert haben sich den Saisonstart anders vorgestellt. Dass Albas neue Mannschaft noch nicht hundertprozentig harmoniert, ist zu verstehen, auch andere Bundesligisten kämpfen noch mit der Feinabstimmung. Baldi sieht deshalb vielmehr die Spieler in der Pflicht. „Wir müssen dringend an die Eigenverantwortung ran“, sagt der 49-Jährige, bei „jedem Pass, jedem Freiwurf, jedem Rebound“ müsse die volle Konzentration da sein. Erst wenn die Profis als Individuen ihre Leistung brächten, könne sich auch die Mannschaft als Ganzes entwickeln. „Dann wird auch das Teamplay besser greifen“, glaubt Baldi.

Zudem scheint Gordon Herbert seine Rotation noch nicht gefunden zu haben – allerdings fehlt im Kader auch noch die Konstanz, die es dem Kanadier leicht machen würde, ein harmonisches und schlagkräftiges Team zu formen. „Wir haben kaum einen Spieler, der alle Spiele auf einem Niveau gespielt hat“, sagt Marco Baldi. Von Spielmacher DaShaun Wood, der bisher im Schnitt auf 15,3 Punkte und 6,7 Assists kommt, lässt sich das noch am ehesten behaupten. Allerdings leistete sich auch Albas neuer Anführer zuletzt Ballverluste in entscheidenden Situationen. Und im Fall Yassin Idbihi scheint Herbert noch nach einer Verwendung für den Center zu suchen: Idbihi, in der Schlussphase der vergangenen Saison einer der stärksten Berliner, kommt unter dem neuen Coach nur zu kurzen Einsätzen.

Trotz der ersten Mini-Krise der Saison denkt man laut Baldi bei Alba noch nicht darüber nach, den Kader zu verstärken. „Wir können die Mannschaft ja noch gar nicht beurteilen“, sagt Baldi. Erst wenn tatsächlich abzusehen sei, über welches Potenzial die Mannschaft verfüge, wenn sie ihre Fähigkeiten vollständig abruft, könne man darüber nachdenken: „In die Situation muss man aber erst einmal kommen.“ Bis dahin wartet noch viel Arbeit auf die Berliner, die das zweite von drei Auswärtsspielen in Braunschweig immerhin dominierten und deutlich für sich entschieden. Der zweite Saisonsieg soll am kommenden Sonntag folgen, beim ersten Heimspiel gegen die noch sieglosen Tigers aus Tübingen. „Siege beschleunigen den Entwicklungsprozess eines Teams, Niederlagen bremsen ihn. Jede Niederlage bringt Aufregung und schlechte Laune mit sich“, sagt Baldi.

Schon in der vergangenen Saison hatten die Alba-Verantwortlichen immer wieder eine Entwicklung im Team gefordert – sowohl von den Spielern, als auch von der Mannschaft als Ganzem. Wirkliche Fortschritte traten allerdings erst spät ein, nach einem Trainerwechsel und mehreren Neuverpflichtungen. Von diesen Maßnahmen ist Alba zurzeit natürlich noch weit entfernt. Auch wenn Gordon Herbert sicherlich wenig Lust hat, sich noch häufiger zu wiederholen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false