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Thomas, sag doch was: Klaus Allofs beichtet seinem Freund Thomas Schaaf seinen Wechsel nach Wolfsburg. Schaaf hat etwas ins Auge gekriegt.

© Reuters

Allofs' Abschied von Schaaf: Im Blues der Tiefebene

Klaus Allofs soll seinem langjährigen Werder-Weggefährten Thomas Schaaf auf einer Fahrt ins niederländische Zwolle seinen Abschied aus Bremen gebeichtet haben. Unser Kolumnist Dirk Gieselmann stellt den Dialog nach.

Mehr als 13 Jahre war Klaus Allofs Manager bei meinem Lieblingsverein SV Werder Bremen. Nun ist er es nicht mehr, sondern bejubelt plötzlich Tore, über die ich mich ganz und gar nicht freue, in einer etwas zu großen Wolfsburger Daunenjacke.

Das trennt uns naturgemäß. Ich nehme ihm das trotzdem nicht krumm – nach anderthalb Dekaden darf jeder sich einer neuen Herausforderung stellen, und ich hoffe, dass er beim VfL nicht von seinen Ersparnissen aus Bremer Zeit leben muss. Aber melancholisch bin ich schon, ganz so, als sei ein alter Familienhund gestorben oder die Schrankwand aus Omas guter Stube auf dem Sperrmüll gelandet. Etwas scheinbar Endloses ist zu Ende. Doch wenn es schon so kommen musste, dann bitte genauso, wie unlängst aus Bremer Kreisen kolportiert wurde: auf norddeutsche Art, im Blues der Tiefebene.

Allofs habe, so hieß es, Thomas Schaaf seine Entscheidung auf einer Dienstreise ins niederländische Zwolle mitgeteilt. Ich stelle mir diese letzte gemeinsame Fahrt vor, durch den unermesslich öden Herbst. Schaaf lenkt den Wagen, Allofs fummelt an der Sitzheizung herum, am Rückspiegel ein Werder-Wimpel. Draußen Moore, drinnen Beklemmung. Und dann, kurz vor Lingen:

„Du, Thomas. Ich muss dir was sagen.“

„…“

„Äh, ich gehe nach Wolfsburg!“

„...“

„Thomas?“

„...“

„Bist du jetzt sauer?“

„…“

„Also ja?“

„…“

„Du kannst ja mitkommen!“

„…“

„Hast du eigentlich das Chris-de-Burgh-Album dabei, das wir immer so gern gehört haben?“

Schaaf schiebt wortlos die CD ein. De Burgh singt: „Ooooh, Missing you“. Allofs schunkelt. In der „Bild“-Zeitung stand hinterher, Schaaf sei „enttäuscht“ gewesen. Dieses eine Mal dürfte sie untertrieben haben.

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