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Sport: Im Jahr eins nach Alexis

Bei Alba hat sich viel getan – heute präsentiert der Basketball-Meister sein neues Team

Von Benedikt Voigt

Berlin. Auf der Homepage von Alba Berlin ist Wendell Alexis noch da. In der Kopfleiste im Internet prangt ein Foto von dem US-amerikanischen Basketballer, und wenn man genauer hinsieht, glaubt man, an ihm einen nachdenklichen Gesichtsausdruck zu erkennen. Als ob Alexis bereits zum Zeitpunkt dieser Aufnahme geahnt hat, dass sein Abschied aus Berlin naht. Heute hätte der Spieler, von dem sich Alba im Juni trennte, zur offiziellen Verabschiedung in die Max-Schmeling-Halle kommen sollen. „Aber er hat abgesagt“, berichtet Manager Carsten Kerner, „Präsident Dieter Hauert versucht nun, einen zweiten Termin zu finden.“ Somit fehlt Alexis heute im Saisoneröffnungsspiel gegen Zalgiris Kaunas (15 Uhr) gleich doppelt: als Spieler und als Ehrengast. Was nur noch mehr unterstreicht, was mancher Fan nur ungern wahrhaben will: Der wichtigste Spieler der vergangenen sechs Jahre ist nicht mehr da.

Es ist eine neue Mannschaft, die sich heute erstmals dem Berliner Publikum präsentiert. Neben Alexis mussten sieben weitere Spieler gehen, sechs Zugänge kamen. In der vergangenen Saison hatte die eingefahrene Personalsituation lange Zeit für Stillstand gesorgt, weshalb Alba trotz des sechsten deutschen Meistertitels in der Sommerpause einen Umbruch vollzog. „Wir wollten das Fundament für die nächsten zwei bis drei Jahre legen“, sagt Manager Carsten Kerner. Die Grundpfeiler des neuen Konzepts bilden der jugoslawische Centerspieler Jovo Stanojevic und Marko Pesic, die jeweils einen Zweijahresvertrag erhielten. Beide sollen die Führungsposition übernehmen, die Alexis so lange innehatte. „Aber auch Henrik Rödl, Mithat Demirel oder DeJuan Collins können die Mannschaft führen“, sagt Kerner.

Ist das neue Team so gut wie das alte? „Das ist schwer abzuschätzen“, sagt Kerner, „wir wollen variabler spielen, die Frage ist nur, auf welchem Level wir das können.“ Im letzten Jahr verließen sich die Berliner zumeist auf ihre großen Spieler, Wendell Alexis und Dejan Koturovic. Beide haben noch keinen neuen Verein. Koturovic lehnte einen mit 300 000 Dollar dotierten Vertrag des NBA-Klubs Boston Celtics ab.

„Wir waren gegen Leverkusen manchmal zu groß aufgestellt“, sagt Kerner. Nun können die Berliner mit den Zugängen Stanojevic, Quadre Lollis, Kevin Rankin sowie dem Oldie Teoman Öztürk auf den großen Positionen besser variieren. Der zwei Meter große Lollis kann auch gegen kleinere Gegenspieler wie Leverkusens Best verteidigen. Stanojevic hat sich schon in den Vorbereitungsspielen als großer Gewinn erwiesen. „Er ist unser Dreh- und Angelpunkt“, sagt Kerner.

Auf der Aufbauposition tauschte Alba Derrick Phelps gegen den letztjährigen Topscorer der Bundesliga, DeJuan Collins. Der neue Spielmacher kann auch auf die Flügelposition ausweichen, was Trainer Emir Mutapcic eine weitere taktische Variante beschert. Er kann sein Team mit Mithat Demirel (1,80 Meter) und DeJuan Collins (1,85 Meter) klein und schnell aufstellen. Allerdings hat Collins in Tübingen mangels hochklassiger Mitspieler den Alleinunterhalter gegeben. „Bei uns muss er seine Spielweise umstellen“, sagt Kerner. Für die Konstanz im Team sorgen neben Öztürk die fünf Nationalspieler Pesic, Demirel, Lütcke, Garris und Rödl, die von der Weltmeisterschaft in Indianapolis mit Bronzemedaillen und gestiegenem Selbstbewusstsein zurückkehrten.

Auch bei den Nachwuchsspielern gab es einen Umbruch. Nun versucht sich die Generation ’82 und jünger darin, den Sprung unter die besten zehn Alba-Spieler zu schaffen. Raed Mostafa, Heiko Schaffartzik und Guido Grünheid, die mit einer Doppellizenz für Alba und TuS Lichterfelde spielen, lösen Stipo Papic, Sven Schultze und Tommy Thorwarth ab. „Diese Spieler haben sich bei uns gut entwickelt, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem man den Durchbruch geschafft haben sollte“, sagt Kerner.

Die Ziele des Klubs sind gewohnt ehrgeizig: In der Euroleague will Alba Berlin unter die besten 16 Vereine kommen, in Deutschland Meisterschaft und Pokal verteidigen. Das muss jedoch mit einer Million Euro weniger als im Vorjahr geschehen. Da trifft es sich gut, dass die Berliner den Kader von 15 auf 13 Spieler reduzierten. Neben anderen Einnahmeausfällen schraubte der letzjährige Brustsponsor „Berlikomm“ sein Engagement wie angekündigt zurück. Alba sucht noch nach einem neuen Trikotsponsor. Bis dahin kehrt der nssponsor „Alba“ auf die Brustfläche der Berliner Basketballer zurück. Muss ja auch nicht alles neu sein.

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