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Sport: IM RÜCKSPIEGEL Überlegen im schwachen Auto

Jeder Große Preis hat seine ganz eigene Geschichte. Hier wird sie erzählt.

Jeder Große Preis hat seine ganz eigene Geschichte. Hier wird sie erzählt.

27. Juli 1997: Die Fachwelt ist vor dem Großen Preis von Deutschland einigermaßen erstaunt. Denn in der ersten Startreihe stehen nach der Qualifikation nicht die favorisierten Williams-Renault von Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen, sondern Gerhard Berger auf Benetton-Renault und Giancarlo Fisichella auf Jordan-Peugeot. Für Berger bedeutet die Poleposition in Hockenheim besonders viel: drei Rennen hatte der Österreicher wegen einer Kieferhöhlenvereiterung pausieren und einen Schicksalsschlag verkraften müssen. Sein Vater Johann, Inhaber einer Spedition, war angeblich in einen dubiosen Bestechungs-Skandal verwickelt und stürzte eine Woche vor dem Grand Prix mit seinem Privatflugzeug ab. Der Tod seines Vaters und der damit verbundene Medienrummel nahmen Berger schwer mit, aber er wollte es sich und dem Rest der Welt noch einmal beweisen, dass er ein Champion ist.

Seit er zwei Jahre zuvor das Ferrari-Team verlassen hatte, konnte er kein Rennen mehr gewinnen. Doch Hockenheim war schon immer ein gutes Pflaster für die Benetton-Rennwagen, wenn auch des Öfteren der Defekt-Teufel zuschlug. So auch im Vorjahr, als sowohl Berger als auch Alesi mit Motorschaden in Führung liegend ausschieden. Doch dieses Mal sollten Fahrer und Team entschädigt werden. Zeitweilig führt zwar der jugendliche Heißsporn Fisichella, aber schon bald übernimmt Routinier Berger den Platz an der Spitze des Feldes. Von Ferrari-Pilot Michael Schumacher gejagt, fährt der Österreicher das beste Rennen seiner Karriere. Die Leistung, auf einem eigentlich unterlegenen Auto vor den erfolgsverwöhnten Williams und Ferraris zu bleiben, imponiert auch den begeisterten deutschen Fans, die ihre roten Kappen bei der Siegerehrung respektvoll abnehmen. Es sollte der letzte Sieg des Gerhard Berger als Fahrer gewesen sein – am Saisonende steigt er für immer aus dem Cockpit. Der Formel 1 bleibt er treu. Als Motorsportdirektor bei BMW. Hans Schmalbach

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