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Sport: Im Schatten der Erfolge

Die Deutschen spüren vor der Eishockey-WM in Prag, dass die Erwartungen gestiegen sind

Nürnberg. Es war keine Demonstration des Willens. Und die hatten sich 8000 Menschen am Mittwochabend in der Arena Nürnberg erhofft. Doch der letzte Aufritt der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft vor der am Samstag in Tschechien beginnenden Weltmeisterschaft war in kämpferischer Hinsicht kaum der Rede wert. Die Pucks flogen reihenweise am amerikanischen Tor vorbei, dafür landeten sie dann im deutschen Tor, als sie nicht dort hätten landen dürfen. Das Resultat: Deutschland null, USA vier.

Sie hatten passabel mitgespielt, die Deutschen gegen die talentierteren Spieler aus den USA, die fast ausnahmslos ihr Geld in der Profiliga NHL verdienen. Mitgespielt, aber nicht gekämpft. Dabei war gerade Letzteres in jüngster Zeit ihre große Tugend unter dem Bundestrainer Hans Zach. Nach dessen Maxime „Willen schlägt Talent“ konnte das deutsche Team bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften häufig Favoriten in die Bredouille bringen. Zach kam das Resultat vom Mittwoch aber nicht ungelegen. Es war eine Steilvorlage für den Tiefstapler aus Tölz. „Jetzt weiß jeder, wo wir stehen“, sagte Zach. „Das war ein Dämpfer zur rechten Zeit, nachdem die Erwartungen durch das Mitwirken der NHL-Spieler Jochen Hecht und Olaf Kölzig zu hoch wurden.“

Am Samstag kommt es in der neuen, 17 000 Zuschauer fassenden Sazka-Arena von Prag bereits zu dem Spiel, beim dem sich für die Deutschen entscheiden wird, wo ihre Reise bei der WM 2004 hingeht: Siegen die Deutschen gegen Aufsteiger Kasachstan (20.15, live im DSF), können sie wohl schon für die Zwischenrunde planen. Verlieren sie, droht der Nationalmannschaft erstmals seit 1998 die Abstiegsrunde. Davon allerdings möchte im Team keiner reden. „Wir konzentrieren uns erst mal nur auf Samstag“, sagt Kapitän Stefan Ustorf. Und Sven Felski, Ustorfs Kollege von dessen neuem Arbeitgeber Berliner Eisbären, sagt: „Alles andere als ein Sieg gegen Kasachstan wäre gemessen an den Erfolgen der letzten Jahre enttäuschend.“ Das stimmt: Dreimal in Folge erreichte Deutschland das WM-Viertelfinale. Im Vorjahr scheiterte das Nationalteam dabei erst 2:3 nach Verlängerung gegen den späteren Weltmeister Kanada. Doch so ansprechend sich die Deutschen zuletzt auch präsentierten – die WM-Favoriten kommen aus den Ländern, in denen Eishockey beliebteste Sportart ist: Kanada, Schweden, Finnland, Tschechien. Die Gastgeber treten sogar mit Superstar Jaromir Jagr an, mit einem Jahressalär von elf Millionen Dollar Spitzenverdiener bei den New York Rangers.

Auch Olaf Kölzig gehört in der NHL zu den Spielern mit üppig geregeltem Einkommen. Viel wird bei den Deutschen von dem in Südafrika geborenen Torwart, vor vier Jahren zum besten Keeper in der NHL gekürt, abhängen. Bei der Generalprobe gegen die USA konnte Kölzig die Erwartungen nicht erfüllen, was Zach aber nicht irritierte: „Ich lasse Olaf nicht im Regen stehen, dafür ist seine Klasse zu groß.“ Wenn Kölzig in Prag seine Klasse und seine Kollegen ihren Willen demonstrieren, dann sollte es für die Deutschen bei der WM durchaus erfreulichere Ergebnisse geben als beim 0:4 in Nürnberg.

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