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Sport: Im Spiegel des Tages: Nymphomanen warnen vor Sex

In dieser Woche vermeldete der Deutsche Fußball-Bund, dass das Endspiel um den DFB-Vereinspokal am 26. Mai im Olympiastadion ausverkauft ist.

In dieser Woche vermeldete der Deutsche Fußball-Bund, dass das Endspiel um den DFB-Vereinspokal am 26. Mai im Olympiastadion ausverkauft ist. Dreieinhalb Monate vor dem Finale gibt es keine Karten mehr für das entscheidende Spiel eines Wettbewerbs, der angeblich niemanden mehr interessiert. Zum Vergleich: Als Bayern München im Dezember in der vorgeblichen europäischen Königsklasse den französischen Vertreter Olympique Lyon zum Champions-League-Duell empfing, wollten das gerade 16 000 Menschen live miterleben. Die Fans lieben den DFB-Pokal, weil er immer noch so ist wie vor 30 Jahren. Die Funktionäre hingegen bevorzugen die Champions League, weil sie dem Verband eine Menge Geld einbringt. Den Vereinen, die daran teilnehmen, übrigens auch.

Das könnte man leicht vergessen, wenn man Franz Beckenbauer in diesen Tagen reden hört. Den Bayern und ihrem Präsidenten gefällt der Modus der Champions League nämlich nicht mehr: "Es gibt zu viele Spiele", hat Beckenbauer in einem Interview geklagt, und sein Vize Karl-Heinz Rummenigge fordert anlässlich eines Treffens von 64 europäischen Spitzenklubs in Nyon, dass sich der Fußball wieder auf die Basis besinne "und nicht immer nur ans Geld denkt". Das ist in etwa so, als würde ein Nymphomane von seinen Mitmenschen verlangen, sie sollten nicht so oft an Sex denken. Die Vereine stellen sich in diesen Tagen gerne als Opfer geldgieriger Fernsehanstalten dar, die ihnen die Spieltermine diktieren. So ist es natürlich nicht. Wer wie die Klubs zur Planungssicherheit Jahr für Jahr eine Menge Geld benötigt, muss dem Fernsehen dafür auch etwas bieten. Im schlimmsten Fall verkauft er seine Seele. Zumindest sehen das viele Fans so.

Franz Beckenbauers Äußerungen lassen immerhin darauf schließen, dass er das Problem erkannt hat: "Hohe Garantiesummen und weniger Spiele - das geht natürlich nicht", hat er gesagt. Die Lösung hieße demnach: Weniger Spiele = weniger Geld. Für die Vereine. Und für die Spieler. Die werden sich freuen.

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