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Sport: Immer noch Ärger um Mercedes

Formel 1: Reifentests werden neu definiert.

Silverstone - Es war natürlich eine Ente. Die Meldung, dass Red Bull nach dem milden Urteil gegen Mercedes in der Reifentestgate-Affäre nun auch überlege, den Young-Drivers-Test auszulassen und dafür einen Privattest zu fahren und eine Verwarnung in Kauf zu nehmen. Da war jemand auf bewusst provokant ausgestreute Ironie von Red-Bull-Teamchef Christian Horner hereingefallen. Red Bull hatte nie, „natürlich nie vor, bewusst Regeln zu brechen“, wie Motorsport-Direktor Dr. Helmut Marko klarstellt. „Wir wollten nur auf die Absurdität der Situation aufmerksam machen.“

Der Schuldspruch erfolgte letzten Freitag in Paris. Mercedes wurde verwarnt und ausgeschlossen für den dreitägigen Young-Drivers-Test, der zwischen dem deutschen und dem ungarischen Grand Prix in Silverstone stattfinden wird. Damit ist das Thema offiziell vom Tisch. Im Formel-1-Fahrerlager ist es das noch lange nicht, der Ärger bei den Konkurrenten über die ihrer Meinung nach zu milde Strafe für Mercedes hält an.

Mercedes-Teamchef Ross Brawn kann da aber nur grinsen. Über Ferrari und speziell Red Bull, die einen hohen Punktabzug in der Konstrukteurs-WM gefordert hatten. „Das müssen die ja jetzt aus politischen Gründen auch sagen.“ Das Verhältnis ist mehr als gespannt. Zwischen Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz und seinem österreichischen Landsmann Niki Lauda auf der anderen Seite herrscht Eiszeit.

Ist Mercedes nun also der große Buhmann im Fahrerlager? Red-Bull- Pilot Sebastian Vettel hält sich in dieser Frage bedeckt. „Einigen gefällt das Urteil, anderen nicht. Das ist immer so, wenn ein Urteil gesprochen wird. Wir müssen das Ergebnis letztlich akzeptieren. Ob wir glücklich damit sind oder nicht, das ist eine ganz andere Frage.“

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn ist weiterhin der Meinung, dass Mercedes einen klaren Regelbruch begangen habe – was das Gericht ja auch feststellte. Als Juristin gibt sie aber zu bedenken: „Man muss sehen, dass es immer auch einen richterlichen Ermessensspielraum gibt. Und wenn man, so wie ich, nicht dabei war, nicht alle Aussagen, Details und Dokumente kennt, dann kann man ein solches Urteil auch nicht wirklich einordnen oder kommentieren.“

Was für Kaltenborn wichtig ist: Dass in das ganze Testreglement jetzt endlich Ordnung kommt. Für alle – „obwohl es meiner Meinung nach eigentlich auch vorher schon ziemlich klar war“.

Immerhin gibt es inzwischen neue Richtlinien der Fia, wie in Zukunft eventuelle zusätzliche Reifentests von Pirelli abzulaufen haben. Das jeweilige Team und Pirelli müssen in Zukunft mindestens zwei Wochen zuvor einen Antrag stellen und einen exakten Testplan an die Fia schicken. Wenn die Behörde den Test bewilligt, wird sie in Zukunft einen Aufpasser schicken. Auch die anderen Teams dürfen Beobachter entsenden. Pirelli muss jedes Team zu einem solchen Test einladen. Alle Test- und Reifendaten müssen im Besitz des Reifenherstellers bleiben und dürfen dem Testteam nicht mitgeteilt werden. Karin Sturm

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