zum Hauptinhalt

Sport: Immer noch keine Luft

Wer das Siegesgefühl nicht gut kennt, der kann bei zwei Siegen in Folge schon einiges verwechseln. "Ich glaube", sagte Nürnbergs Trainer Klaus Augenthaler, "dass wir nicht unbedingt unverdient verloren haben".

Wer das Siegesgefühl nicht gut kennt, der kann bei zwei Siegen in Folge schon einiges verwechseln. "Ich glaube", sagte Nürnbergs Trainer Klaus Augenthaler, "dass wir nicht unbedingt unverdient verloren haben". Das musste er diese Saison oft sagen, genau zwölf Mal. Diesmal gewannen die Nürnberger 3:2 beim VfB Stuttgart. Nach dem 2:0 über Energie Cottbus der zweite und insgesamt fünfte Erfolg. Nun wäre es schön gewesen, wenn sie sich so richtig hätten darüber freuen können. "Aber alle anderen haben auch gewonnen. Jeder kann sich vorstellen, was passiert wäre, hätten wir hier nicht gewonnen", sagte Augenthaler. "Wir", stöhnte Nürnbergs Präsident Michael A. Roth, "haben immer noch keine Luft".

Vielleicht fiel deshalb die Freude über den 20 Jahre alten Brasilianer Cacau, den Augenthaler aus dem Amateurteam in den Profikader befördert hatte, verhalten aus. Der neue Torjäger der Franken, der zum zweiten Mal zwei Tore schoss, will einen Vertrag als Profi. Das wiederum passt nicht so sehr ins Konzept der Nürnberger, weil es teuer ist und das Kontingent an Nicht-EU-Ausländern belastet. "Wenn einer mal ein gutes Spiel macht", meinte Roth, "müsse man doch nicht gleich ..." Trainer Augenthaler stichelte: "Wenn Cacau sich weiter entwickelt hätte, hätte er heute vier Tore gemacht."

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Im Abstiegskampf gibt es kein Erbarmen. Nicht mal für einen, der immer so schön sein Hemd hochzieht, auf dem dann steht "Jesus kommt wieder". Der millionenschwere Teppichhändler Roth will für den Vertragssuchenden Cacau nicht den Erlöser spielen. Denn es gäbe da ja noch eine Möglichkeit, Cacau zum Deutschen zu machen. "Adoptieren? Kommt nicht in Frage. Der soll Fußball spielen und keine Teppiche verkaufen." An diesem Abend zerstoben viele Träume. "Jetzt können wir nicht mehr nach oben schauen", seufzte Stuttgarts Trainer Felix Magath. Alles Gerede vom Uefa-Cup sei mit einem Mal dahin. Die jungen Spieler aus dem Süden seien eben noch nicht so weit, entschuldigte sich Manager Rolf Rüssmann.

Das gilt im übertragenen Sinne auch für Marcelo Bordon. Der Brasilianer schoss ein Traumtor, zeigte auch sein Bekenntnis-T-Shirt ("Gott liebt dich") nach einem Freistoß, machte dann aber zusammen mit Fernando Meira schwere Fehler als Abwehrchef, die dem Club die Punkte bescherten. "Bordon hat sich schon im siebten Himmel gesehen und im brasilianischen Nationaltrikot", stellte Felix Magath süffisant fest. "Leider eine Stunde zu früh." So blieben viele Sehnsüchte unerfüllt. "Wir müssen daraus lernen", sagte Jochen Seitz für die ernüchterten Schwaben, "damit wir die Fehler im Spiel bei Hertha BSC abstellen können. Die sind nicht gut drauf, vielleicht ist in Berlin für uns was drin."

Und Cacau? Der versuchte sich nach seinen Toren bei den Nürnbergern gänzlich unabkömmlich zu machen. Der Brasilianer schob erst einmal den Karren mit der schmutzigen Wäsche des Überraschungssiegers zum Mannschaftsbus.

Weckruf für Bremer Winterschläfer

Die Fußballer vom SV Werder Bremen sind noch im Winterschlaf. Nach drei Niederlagen im neuen Jahr unternahm Torwart Frank Rost am Dienstagabend einen letzten Weckruf. "Die, die immer noch träumen, werden hoffentlich bald aufwachen", schimpfte Rost nach der unnötigen 1:3 (1:1)-Niederlage beim TSV 1860 München, der seine letzte Chance auf einen Platz im internationalen Geschäft mit dem sechsten Sieg aus den letzten acht Spielen entschlossen nutzte - und bis auf drei Punkte zu Werder aufschloss.

Werders Trainer Thomas Schaaf mahnte trotz der Talfahrt zur Ruhe und warnte davor, alles in Frage zu stellen. "Wir haben immer noch ein Saisonziel, das ist der internationale Wettbewerb", sagte der 40-Jährige: "Aber wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht in eine Situation begeben, in der wir alles neu aufbauen müssen." Passend zur närrischen Zeit begegnet Schaaf der Krisenstimmung mit Ironie: "Wir liegen uns alle in den Armen und schunkeln."

"Die Niederlage in München hätte auch ein paar Tore höher ausfallen können", meinte dagegen Rost. "Aber ich kann mir ja noch ein paar Arme und Beine wachsen lassen, dann mache ich die große Krake im Tor." Dem künftigen Schalker blieb in seiner Enttäuschung nur die Hoffnung auf das nächste Heimspiel am Samstag: "Kaiserslautern ist jetzt für uns ein guter Gegner. Da sind wir mittlerweile wieder klarer Außenseiter. Es kann nur besser werden."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false