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Sport: In aller Freundschaft

Die Wege von Alba Berlin und Emir Mutapcic trennen sich nach 13 Jahren – der Coach konnte die Mannschaft nicht mehr motivieren

Berlin - Nach dem Aus im Uleb-Cup wollte Alba Berlins Präsident Dieter Hauert mit Emir Mutapcic erst mal eine Flasche Wein leeren, „damit wir uns gegenseitig trösten können“. Auch Vizepräsident Marco Baldi war bei dem nächtlichen Treffen nach dem 61:68 gegen Paok Saloniki dabei, das Trio setzte sich bis Donnerstagnachmittag noch einige Male zusammen. Und irgendwann war Emir Mutapcic nicht mehr Trainer. „Das war eine gemeinschaftliche Entscheidung, die im Gespräch zustande gekommen ist“, sagt Baldi.

Der Vertrag lief noch bis zum Saisonende, doch nun haben alle Beteiligten einen für Alba-Verhältnisse radikalen Schnitt gemacht. Noch am Mittwochabend hatte Hauert von Mutapcic gefordert, dass „er mir erklärt, wie er das Team wieder auf Vordermann bringen will“. Dazu wird es nicht mehr kommen. Dafür ist nun Interimscoach Henrik Rödl zuständig, gemeinsam mit Kotrainer Burkhardt Prigge. Mit der Suche nach einem neuen Trainer will sich Baldi „schnell beschäftigen.“ Leicht fällt es ihm nicht, diese neuen Prioritäten zu setzen, „Mutapcic und ich haben gemeinsam viele Sümpfe durchwatet und Höhenflüge erlebt.“ Deshalb sei die Entscheidung, sich zu trennen, „unangenehm, aber zumindest bleibt ein übergeordneter Wert – Freundschaft nämlich“.

Das Training fiel gestern aus, stattdessen informierte Baldi die Mannschaft über den Trainerwechsel. Anschließend sollten die Spieler sich allein mit der neuen Situation auseinander setzen. „Mutapcic hat sich immer vor die Spieler gestellt. Sie wissen das auch. Er hat sie geholt, aber jetzt ist ein Schutzschild weg“, sagte Baldi. Aus Spielerkreisen war in den letzten Wochen Kritik an Mutapcic laut geworden. Dieser sei nervös in Auszeiten, dann also, wenn die Mannschaft neu auf den Gegner eingestellt werden muss. Doch darauf können die Spieler sich jetzt nicht mehr berufen. Äußern sollten sie sich gestern zu den Vorgängen nicht. Wer doch etwas sagte, wie Kapitän Mithat Demirel, der gab zu Protokoll: „Ich sage nichts. Das braucht Zeit.“

Das Achtelfinale im Uleb-Cup ist verpasst, „wir haben unser Ziel nicht erreicht, da kann man nichts schönreden“, hatte Baldi nach dem Spiel gesagt. Die Erkenntnis, in Europa nur zu den Kleinen zu gehören, hinterließ bei den Beteiligten Spuren. Baldis Stimme klang belegt, er war angespannt. „Wir sind angefressen“, sagte er über die vergangenen Wochen, „man ist dünnhäutiger, schläft schlecht und ärgert sich.“ Das galt wohl auch für die Spieler. Mit hängenden Köpfen ertrugen sie die letzte Ansprache ihres Trainers. „Ich bin ratlos, weiß nicht, woran es liegt“, flüsterte Stefano Garris betreten nach der Niederlage.

Vor einem Jahr scheiterte Alba im Halbfinale um die Meisterschaft, doch mit dem Ausscheiden im Uleb-Cup ist ein neuer Tiefpunkt erreicht. „Der Druck war zu groß. Die Spieler waren mental blockiert“, sagte Mutapcic nach dem Spiel in seiner letzten Pressekonferenz. Mit dem Meistertitel oder dem Gewinn des Uleb-Cups wollte Alba umgehend wieder in die höherwertigere Europaliga zurückkehren. Doch nun folgten im Uleb-Cup auf vier Auftaktsiege fünf Niederlagen, eine Grippewelle brachte das Team völlig aus dem Konzept. Mutapcic gelang es nicht, der Mannschaft nach den ersten Misserfolgen neues Selbstbewusstsein zu vermitteln. Schon 2004, nach dem Aus im Pokal-Viertelfinale gegen die Skyliners Frankfurt, stand Mutapcic gehörig unter Druck. Alba reagierte – mit einer Vertragsverlängerung.

Mutapcic kam 1991 als Spieler und wurde im Jahr 2000 Cheftrainer. Er führte Alba zu zwei Pokalsiegen und drei Meistertiteln, ehe die Siegesserie 2004 endete. Vor einem Jahr scheiterte Alba in der Europaliga mit untereinander zerstrittenen Spielern. Das Aus im Uleb-Cup erfolgte trotz vieler neuer Spieler, die auf Mutapcics Wunsch geholt worden waren und die immer wieder betonen, wie gut sie sich verstehen. Seit Wochen herrscht jedoch Stillstand. „Es musste etwas passieren“, sagt Baldi, „das war der erste Schritt, weitere werden folgen.“

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