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Sport: In aller Stille

Peer Kluge ist Gladbachs neue Hoffnung im Mittelfeld

Von Stefan Hermanns

Mönchengladbach. Peer Kluge hat in den vergangenen Wochen einige Menschen am Telefon gehabt, die er nicht kannte. Bei den Anrufern handelte es sich um Spielerberater, die ihm eine Zusammenarbeit anbieten wollten. Bisher hat der 21-Jährige von Borussia Mönchengladbach immer gedacht, „das brauchst du eigentlich nicht“. Nun aber hat er sich die Sache anders überlegt. „Es gibt ja auch schlechtere Zeiten, in denen du bei einer Mannschaft angepriesen werden musst“, sagt Kluge. Da könne ein Berater mit seinen Kontakten ganz hilfreich sein.

Schlechtere Zeiten? „Gladbachs nächster Nationalspieler“ hat die „Bild“-Zeitung über Peer Kluge geschrieben. „Wenn die das meinen“, sagt er, „ich mach mir da keine Gedanken.“ Als „einen klar denkenden Menschen“ schätzt ihn sein Trainer Hans Meyer: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Peer Kluge morgen sagt: Mein Ziel ist 2006.“ Andere trauen ihm die Realisierung dieses Ziels zu: Kluge war bereits für das Team 2006 nominiert, die Perspektivmannschaft des DFB für die WM im eigenen Land. Doch wegen einer Verletzung musste er absagen.

Bisher hat der Mittelfeldspieler nur in der U 17 zweimal das Trikot des Deutschen Fußball-Bundes getragen. Seitdem wurde Kluge nie mehr berufen, angeblich „weil ich körperlich noch nicht so weit bin“, sagt er. Mit 1,79 Meter und 66 Kilogramm „wirkt er biologisch noch wie ein 16-Jähriger“, sagt Meyer. „Man kann davon ausgehen, dass er kein richtiger Widerständler mehr wird.“ Aber was Kluge an Kraft fehlt, macht er „mit läuferischem Aufwand und taktischem Geschick“ wett. Sein Trainer sagt: „Wir haben nicht viele Spieler, die ein Spiel so gut lesen können.“ Schon mit 19 war Kluge Stammspieler beim Zweitligisten Chemnitzer FC. Nun setzt er sich in Liga eins durch. Der „Kicker“ sieht ihn schon weiter als die beiden Leverkusener Christoph Preuß und Hanno Balitsch, die lange Zeit als hoffnungsvollste deutsche Mittelfeldtalente galten.

Seit dem Frühjahr besetzt Kluge bei Borussia Mönchengladbach die wichtige Position im defensiven Mittelfeld. Dabei schätzt Hans Meyer den 21-Jährigen nur als „technisch solide“ ein. In einer Generation aber, die laut DFB-Trainer Ulli Stielike mangelnde technische Voraussetzungen hat, sticht Kluge positiv hervor. Seine technischen und taktischen Fertigkeiten verdankt er der Ausbildung im Osten. Wie Michael Ballack stammt Kluge aus Chemnitz. Mit sechs begann er beim FC Karl-Marx-Stadt, später besuchte er das Sportgymnasium. Kurz vor dem Abitur wurde Kluge Profi.

Die schlechteren Zeiten hat er hinter sich. Nach seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach saß er ein Dreivierteljahr auf der Tribüne. Spielen durfte er nur bei den Amateuren in der Oberliga. Doch Hans Meyer stellte fest, dass Kluge „keine Motivationsprobleme hat: In zwölf Spielen war er zehnmal der Beste.“ Kluge ist gewissermaßen der Anti- Auer. Der etwas jüngere Benjamin Auer gilt ebenfalls als großes Talent. Auch er musste bei den Amateuren spielen, forderte aber eine Stammplatzgarantie für das Profiteam. Für Kluge wäre so etwas undenkbar: „Da bin ich viel zu ruhig für.“ Peer Kluge ist in der Bundesliga angekommen, Benjamin Auer spielt jetzt bei Mainz 05. In der Zweiten Liga.

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