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Sport: In eigener Sache

Gerhard Mayer-Vorfelder hatte nicht viel von der warmen Frühlingssonne, die den Eiscafés entlang der Einkaufsmeile Königstraße Umsatzrekorde bescherte. Um die Ecke in der Kriegsbergstraße im Stuttgarter Büro des Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde an einer runden Verteidigungsrede gefeilt.

Gerhard Mayer-Vorfelder hatte nicht viel von der warmen Frühlingssonne, die den Eiscafés entlang der Einkaufsmeile Königstraße Umsatzrekorde bescherte. Um die Ecke in der Kriegsbergstraße im Stuttgarter Büro des Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde an einer runden Verteidigungsrede gefeilt. Verteidigungsplädoyers musste der 69 Jahre alte Mayer-Vorfelder oft schreiben, seitdem er DFB-Präsident ist und stets neue Vorwürfe aus seiner Vergangenheit als Landesminister, Abgeordneter und Vereinschef des VfB Stuttgart ans Tageslicht kommen. Trotzdem regte er sich über jeden neuen Vorwurf fürchterlich auf.

Diesmal geht es um einen Betrugsverdacht, weil Mayer-Vorfelder drei Monate lang ein Übergangsgeld von je 10 000 Euro vom Land erhielt, aber gleichzeitig eine Aufwandsentschädigung von 12 500 Euro von seinem Klub bezog. Das Landesamt für Besoldung ist nach ersten Prüfungen der Ansicht, der frühere Finanzminister könnte 20 000 Euro zu viel vom Land erhalten haben, weil er die Einkünfte vom Klub nicht angab, die hätten verrechnet werden müssen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat ein Ermittlungsverfahren gegen Mayer-Vorfelder eingeleitet, das man laut Sprecher Christof Kleiner so schnell wie möglich abschließen will. "Wir sind einem Anfangsverdacht nachgegangen, der sich erhärtet hat. Jetzt machen wir das auch formell im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens."

Mayer-Vorfelder zeigte sich in einer Erklärung "überrascht", da die Staatsanwaltschaft "an mich bisher wegen eines solchen Vorwurfverdachtes nicht herangetreten" sei. Er sei der Auffassung, "dass eine Verrechnungspflicht eindeutig nicht bestehe". Obwohl er das schon im Februar gesagt habe, habe er nach gegenteiligen Pressemitteilungen eine Prüfung beim Landesamt für Besoldung angeregt.

Er habe, "übrigens nicht nur in dieser Sache, ein gutes Gewissen", sagte Mayer-Vorfelder. Gegen Ende klingt die Mitteilung eher wie ein Rückzugsgefecht. "Zu keinem Zeitpunkt habe ich in einer Absicht gehandelt, mich rechtswidrig zu bereichern. Ich war und bin der Rechtsauffassung, dass keine Verrechnungspflicht bestand." Dies sei im Übrigen der erste Anwendungsfall nach einer 1997 geänderten Vorschrift des Ministergesetzes. "Ich bin überzeugt, dass sich der Ermittlungsverdacht letztlich als unbegründet herausstellen wird", schloss er.

Seit Monaten lässt Mayer-Vorfelder keinen Fettnapf aus. Einmal hagelt es Kritik wegen unbedachter Äußerungen, die politisch fragwürdig klingen. Dann forscht der VfB in seinen Archiven und entdeckt dabei "Aufwandsentschädigungen" an Mayer-Vorfelder von monatlich 12 500 Euro für zwei Jahre, wobei auch ein zinsloser Kredit des Klubs im Geheimen "umgewandelt" wurde. Seit Februar wird gegen den Multifunktionär wegen Steuerhinterziehung ermittelt, und in den Zeitungen in Stuttgart tauchen abenteuerliche Geschichten über Feste im Anwesen Mayer-Vorfelders und sein teures Büromobiliar auf , das erst der VfB und dann der DFB kauften.

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