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Frank Willmann: Kassiber aus der Gummizelle, Buchcover zum Text bei Tagesspiegel.de, dem Vorwort des Buchs, das die Tagesspiegel-Kolumnen des Autors versammelt.

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Frank Willmann: Kassiber aus der Gummizelle: Ins Fußball-Feuilleton reingegrätscht

Im neuen Buch "Kassiber aus der Gummizelle" versammelt Frank Willmann seine Fußballkolumnen aus dem Tagesspiegel. Hier das Vorwort. Und der Hinweis auf Willmanns Lesung in Berlin.

Von Markus Hesselmann

Was gehört in ein Vorwort? Das habe ich meine Facebook-Freunde gefragt und dabei wirklich was gelernt. Denn sonst hätte ich hier womöglich zu einem weiteren Fußball-Leitartikel angesetzt. Stattdessen überzeugt mich die plausible, serviceorientierte Forderung: „Wenn ein Appetithäppchen drin stünde, würde ich es lesen...“ Und der FC Bayern müsse rein, meinte ein FC-Bayern-Fan. Ich erwiderte noch, dass ich damit womöglich Bayern-Fans abschrecken könnte, weil der böse Willmann ja die Bayern gern als den Teufel an die Torwand malt, der mit seiner Dauerdominanz und mit seiner Politik, der Teilzeitkonkurrenz aus Dortmund oder sonstwo die besten Spieler wegzukaufen, die Bundesliga kaputt macht. Aber dann wurde mir klar, dass Bayern-Fans sowas als Kompliment auffassen und doch zugreifen.

Das Appetithäppchen kommt also aus dem Kapitel über den FC Bayern. Das geht auch deshalb, weil die Pointe der Kolumne dann doch im Ostfußball zu finden ist, Franks erklärtem und erlebtem Spezialgebiet, das einen Großteil seiner auf Tagesspiegel.de erscheinenden Kolumnen ausmacht, aber eben längst nicht alles. Die Pointe verrate ich hier natürlich nicht. Vielleicht nur so viel: Sie hat mit RB Leipzig zu tun, dem Beelzebub. Und der unterklassige Fußball, für den Jena-Fan Willmann Passion im doppelten Wortsinn, kommt natürlich in dem Kapitel „Der FC Bayern zerstört die Bundesliga“ auch vor. Als Gegenentwurf, der aber als Utopie nur noch taugt, wenn „wir in nächster Zeit ein paar Revolutiönchen hinlegen“.

Furor und Furore im Forum - wegen des FC Bayern München

Dass der Beitrag im Onlineforum des Tagesspiegels und in den sozialen Medien Furore machte und Furor auslöste, dürfte niemanden überraschen. Ein Leser zitierte – zustimmend - Mario Adorf in „Kir Royal“ („Isch mach disch fertisch. Isch kleb dich zu von oben bis unten. ... Mit meinem Geld. Isch kauf disch einfach. ... Isch schieb et dir hinten und vorne rein. Isch scheiß dich sowat von zu mit meinem Geld, dass de keine ruhige Minute mehr hast.“). Einer, der das anders sah, schrieb nur „Neid, Neid, Neid, Neid, Neid, Neid, Neid.“

„Fußballdeutschland ist neben der Nationalmannschaft einzig der FC Bayern“, schreibt also Willmann. „Alle anderen Teams sind hoffnungslose Stehgeiger. Keine Fabergéeier in der Hose. Keinen Saft auf der Batterie. Erfolg macht sexy. Nur Leistung zählt. Nicht umsonst hopsen viele Millionen frohgemuter Bayernfans im Freudentaumel vor der Glotze. Selbstverständlich haben sie nie das Münchner Stadion von innen gesehen. Immer diese altmodischen Spitzfindigkeiten.“

Das ist auch ein Klangsample. In seinen Texten schafft es Frank Willmann, ins etablierte, dauerironische Fußball-Feuilleton mit einem eigenen, berserkernd literarischen Sound reinzugrätschen. Ein bolzender Thomas Bernhard, mehr davon, bitte!

Frank Willmann liest diesen Freitag, den 13. März 2015, in der Kultur- und Schankwirtschaft "Baiz" in Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee 26a, aus "Kassiber aus der Gummizelle". Die Lesung beginnt um 20 Uhr. Sie wird präsentiert vom Fanprojekt Berlin anlässlich seines Jubiläums: 25 Jahre vereinsunabhängige Fanarbeit. Der Sammelband "Kassiber aus der Gummizelle" mit Frank Willmanns Tagesspiegel-Fußballkolumnen ist im Verlag Die Werkstatt erschienen und im Tagesspiegel-Shop erhältlich.

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