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Internet-Zensur: IOC bricht Versprechen auf freien Zugang

Im Streit um die Internetzensur für Journalisten während der Olympischen Spiele hat nun auch das IOC sein Versprechen auf freien Internetzugang zurückgezogen. Die Zusage habe sich nur auf Sportwettbewerbe bezogen, versuchte sich IOC-Pressechef Kevan Gosper herauszureden.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist von seinem früheren Versprechen abgerückt, dass ausländische Journalisten in Peking freien Zugang zum Internet haben werden. Der Chef der IOC-Pressekommission, Kevan Gosper, relativierte am Mittwoch Zusagen des IOCs, wonach zumindest im Hauptpressezentrum das Internet nicht zensiert werde. Nach seiner Darstellung bezieht sich der versprochene freie Internetzugang thematisch nur auf Sportwettbewerbe, nicht aber China allgemein.

"Meine Hauptbeschäftigung und Verantwortung ist es, sicherzustellen, dass offen über die Wettbewerbe berichtet wird", sagte Gosper. Das IOC habe dafür mit den chinesischen Olympia-Organisatoren (BOCOG) über die notwendigen Veränderungen von Vorschriften für die Berichterstattung verhandelt. "Das erstreckt sich nicht notwendigerweise auf den freien Zugang und die Berichterstattung über alles, was mit China zu tun hat." Bisher hatte das IOC dagegen immer betont, die chinesische Seite habe freien Zugang zum Internet für die knapp 25.000 Journalisten versprochen, die zu den Spielen anreisen. Im Hauptpressezentrum arbeiten mehr als 5000 beim IOC akkreditierte Journalisten.

Chinesen verteidigen Zensur

Unterdessen haben die chinesischen Olympia-Organisatoren die Internet-Zensur verteidigt. Der Zugang im Hauptpressezentrum sei "ausreichend". "Die Berichte über die Spiele sind nicht beeinträchtigt", reagierte der Organisationskomitee-Sprecher Sun Weide am Mittwoch auf scharfe Kritik der Journalisten. Obwohl chinakritische Webseiten etwa von Menschenrechtsgruppen, exiltibetischen Organisationen oder verschiedener ausländischer Medien gesperrt sind, sagte der BOCOG-Sprecher den Journalisten: "Sie haben umfassenden Zugang." Zu der Blockade der Webseite der Kultbewegung Falun Gong sagte Sun Weide, diese Organisation sei "ein böser Kult, der in China verboten ist".

Zu den Sperren der Webinhalte von Amnesty International oder der exiltibetischen Regierung erklärte der Sprecher nur: "Über einzelne Webseiten weiß ich nicht Bescheid." Einen Reporter einer Hongkonger Zeitung versuchte er mit den Worten zu beruhigen: "Ihre Berichterstattung wird in keiner Weise beeinträchtigt." Dieser hatte geklagt: "Wir können unsere Arbeit nicht machen, wie es vom IOC und von BOCOG versprochen worden war." Ob es in den Vorbereitungen eventuell Missverständnisse zwischen dem IOC und BOCOG in der Internetfrage gegeben habe, wollte der Sprecher nicht beantworten. IOC-Olympiadirektor Gilbert Felli hatte die umstrittene Internetzensur im Pressezentrum am Vortag bereits mit den chinesischen Organisatoren angesprochen. (mbo/dpa)

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