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© dpa

Interview: "Sind keine Großmacht“

Wolfgang Maier ist seit 2006 Direktor im Deutschen Skiverband. Zuvor arbeitete er als Cheftrainer der deutschen Frauen. Mit dem Tagesspiegel spricht der Alpindirektor über zweimal WM-Gold.

Herr Maier, Sie haben vor der Ski-Weltmeisterschaft zwei Medaillen gefordert, jetzt verlässt der Deutsche Skiverband Val d’Isere mit zwei Weltmeisterinnen in seinen Reihen. Gehen Ihre Wünsche immer so in Erfüllung?



Es ist unglaublich, wie im Märchen. Das ist natürlich extrem positiv, weil wir die Möglichkeit haben, mit unserem Sport wieder präsenter zu sein. Nun bekommt er wieder einen bestimmten Stellenwert.

Hätten Sie Maria Riesch eine solche Leistungsexplosion zugetraut, nachdem sie bei der Weltmeisterschaft zunächst nicht in Schwung gekommen und stark verunsichert war?

Eine gewisse Sicherheit ist ihr vorher schon verloren gegangen. Da waren vier Niederlagen, die voll ins Gesicht gingen. Mit einer Medaille konnte man im Slalom schon rechnen, aber wenn einer gesagt hätte, sie holt Gold, hätte ich es nicht geglaubt. Sie hatte eine extreme Belastung und bringt dann im Slalom diesen zweiten Lauf so runter, das verdient höchste Anerkennung. Aber mit dem Gewinn der Goldmedaille durch Kathrin Hölzl am Freitag ist der Druck vom ganzen Team abgefallen.

Die alpinen Skirennfahrer sind innerhalb des Deutschen Skiverbandes oft kritisiert worden in den letzten Jahren. Was verändern die Erfolge von Val d’Isere?

Trotz dieser Goldmedaillen sind wir jetzt keine Ski-Großmacht, sondern letztlich immer noch ein bisschen Exoten – zumindest wenn man die finanziellen Möglichkeiten mit anderen Ländern vergleicht. Die können einen viel größeren Aufwand betreiben als wir. Aber wir haben hier die Gunst der Stunde genutzt. Österreich war ja im Slalom mit keiner einzigen Läuferin im Finale.

Die deutschen Damen sind auf dem besten Weg, bei der Heimweltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen 2011 eine große Rolle zu spielen.

Wir können Val d’Isere erhobenen Hauptes verlassen, aber wir brauchen jetzt nicht die Nase oben zu tragen. Wir werden anständig weiterarbeiten. Wir wissen sehr wohl, dass wir – trotz dieser Erfolge – noch in vielen Dingen Nachholbedarf haben. Wir werden sicher nicht den Boden unter den Füßen verlieren.

Sie dürften die Männer meinen, bei denen es, abgesehen von Felix Neureuther, große Defizite gibt. Sehen Sie Besserung?

Wir sind noch nicht da, wo wir sie hinhaben wollen. Aber die Goldmedaillen der Frauen helfen uns, Rückendeckung zu bekommen, um das eine oder andere Projekt weiterführen zu können, ohne das wir permanent an die Wand genagelt und infrage gestellt werden. Für mich ist entscheidend zu zeigen, dass wir einen Reformkurs mit strengen Leistungskriterien vorantreiben. Aber da braucht man natürlich immer auch ein bisschen Erfolg dazu.

Aufgezeichnet von Jörg Köhle.

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