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Julia Stepanowa (früher Rusanowa) lief mit Doping in die Weltspitze, jetzt enthüllte sie mit ihrem Mann Dopingpraktiken in ihrem Land. Das IOC kümmert das bisher anscheinend kaum.

© dpa

IOC ignoriert Dopingvorwürfe gegen Russland: Leichtathletik: Nicht mehr die olympische Kernsportart?

Eine ARD-Dokumentation über Doping und Betrug in Russland erschüttert die Leichtathletik und zwingt Funktionäre zum Rücktritt. Und wie reagiert das Internationale Olympische Komitee (IOC)? Es ist anderweitig beschäftigt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Haben wir irgendwas verpasst oder ist die Leichtathletik nicht mehr die olympische Kernsportart? Dafür hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) jedenfalls bislang erstaunlich unaufgeregt auf schwerste Anschuldigungen durch eine ARD-Doku ("Geheimsache Doping - Wie Russland seine Sieger macht") reagiert. Hier noch einmal der Vorwurf: Eine russische Sportlerin soll die Vertuschung einer positiven Dopingprobe erkauft haben. Involviert: der Sohn des Weltverbandspräsidenten. Noch involviert: der russische Verbandspräsident, zugleich Schatzmeister des Weltverbands. Ein korrupter, dopingverseuchter Verband im Zentrum der olympischen Bewegung?

Die Beschuldigten ziehen sich nun zurück, aber nur „vorläufig“. Geradezu routiniert verweisen IOC und Leichtathletikverband auf ihre Ethik-Kommissionen. Und der Leichtathletik-Weltverbandspräsident Lamine Diack sagt jetzt auch noch in einem Interview mit Frankreichs Sportzeitung „L’Equipe“: „Lassen sie mich die Sache regeln.“ Nein, bitte nicht!

Sein Sohn steht unter Verdacht, Diack selbst ist schon vom IOC verwarnt worden, dessen Mitglied er ist. Wer könnte als Aufklärer weniger geeignet sein als er? Mit Moskau, Peking und Doha hat der Leichtathletik-Weltverband übrigens zuletzt drei Austragungsorte für seine Weltmeisterschaften ausgesucht, die bestens ins Bild eines Weltsports passen, der sich mit den Autokraten und Reichen ins Bett legt.

Vielleicht war das IOC einfach zu sehr damit beschäftigt, in dieser Woche 40 Reformvorschläge zu beschließen. Doch die werden wenig wert sein, wenn das Komitee solche Vorwürfe allenfalls kritisch begleitet. Das IOC hat viel mehr Mittel in der Hand, als es gerade zeigt.

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