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Sport: Istaf: Harter Druck auf der Chefebene

1997 machte das Top-Leichtathletik-Meeting Istaf Gewinn. Von der Summe hätte man ein paar Dosen-Bier kaufen können.

1997 machte das Top-Leichtathletik-Meeting Istaf Gewinn. Von der Summe hätte man ein paar Dosen-Bier kaufen können. 1998 stieg der Gewinn, es hätte immerhin für eine Kiste recht guten Weins gereicht. Aber wenigstens vergrößerte sich der Schuldenstand nicht. Der betrug Anfang 1999 mehr als eine Million Mark. Im Januar 1999 wurde die Istaf GmbH gegründet, mit dem Hauptziel Schuldenabbau. Als Geschäftsführer wurde Michael John installiert. Unter seiner Regie machte das Istaf 1999 fast eine halbe Million Mark Gewinn. Da ist natürlich klar, was als Konsequenz folgen muss: John muss weg. "Nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge", sagt Klaus Henk, der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Istaf GmbH, "wollen wir ihn nicht mehr."

Doch weil nicht jeder in der Führungsspitze der Istaf GmbH so denkt, tobt gerade ein bemerkenswerter Machtkampf. Zwei der drei Gesellschafter der GmbH, der SCC und der OSC, wollen John zum Jahrsende kippen. Da läuft Johns Vertrag aus. Der dritte Gesellschafter, der BSC, will John unbedingt halten. Dass Henk den Geschäftsführer John abservieren will, ist klar. Henk ist Präsident des SCC. Henk, sagt ein hochrangiger Istaf-Insider, ist aber auch eine Marionette von ISL. Denn den Kampf gegen John betreibt in erster Linie der Marketings-Partner der Istaf GmbH. ISL wollte John schon Ende 1999 weg haben. Damals einigte man sich auf einen Kompromiss. Johns Kontrakt wurde nur um ein Jahr verlängert. Aber seit 3. Oktober 2000 kämpft ISL mit erheblich größerem Kaliber. "Da", sagt ein hochrangiger GmbH-Mitarbeiter, "geht es schlicht um Erpressung." Ein anderer Mitarbeiter erklärt, ISL wolle John weg haben, weil der verhindere, dass die Vermarkter zu großen Einfluss bekomme.

ISL macht auf sehr deutliche Art Druck: Wenn John nicht als Geschäftsführer gekippt wird am Ende des Jahres, schrieb die Firma am 3. Oktober an die drei gesellschafter, zahle der Vermarkter nicht mehr. Der Fünf-Jahresvertrag von ISL mit der GmbH läuft noch bis Ende 2002. ISL zahlt pro Jahr pauschal zwei Millionen für die Vermarktungsrechte, fürs Jahr 2000 fehlt noch eine Million Mark.

ISL wirft John, ohne allerdings ins Detail zu gehen, in dem Schreiben vor, dass er "bei Kunden und Partnern ernsthafte Akzeptanzprobleme hat" und mit ISL nicht überzeugend zusammenarbeite. Zudem hätten seit Johns Amtsantritt "mehrere Schlüsselpersonen die Organisation verlassen".

Gekündigt hat im März 2000 Antje Dohm, die Sekretärin der Geschäftsleitung. Inzwischen ist sie bei ISL. Und gekündigt hat der Leiter des Bereichs "Dienste", der für Serviceleistungen zuständig war. Schlüsselpersonen sind das nicht unbedingt. Allerdings haben auch mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter der Geschäftsstelle aufgehört. Auch wegen Johns Führungsstil, erzählt ein Istaf-Helfer.

Was bislang an Vorwürfen gegen John detailliert bekannt wird, gehört aber eher zur Rubrik "Kinderkram". John habe für die Istaf-Broschüre Newsletter Anzeigen aquiriert, ohne dies mit ISL abzusprechen (ob er das musste, ist umstritten), er habe Briefe zu spät beantwortet oder sei verantwortlich, das beim Istaf 1999 Kampfrichter nicht die Kleidung eines Istaf-Ausrüsters getragen hätten. Die harte ISL-Linie erklären diese Kleinigkeiten nicht. Das räumt auch ISL-Berater Peter Stasny ein. "Das ist aber auch nicht alles." Mehr allerdings sagt er nicht.

Kurios ist auf jeden Fall schon die jüngste Politik der Gesellschafter im Fall John. Am 5. September wurde Johns Vertrag in der Gesellschafterversammlung für drei Jahre verlängert. Damals stimmten sowohl BSC als auch OSC dafür, der SCC war dagegen. Nach Angaben eines GmbH-Mitarbeiters habe ISL schon damals dem SCC gedroht, Zahlungen zu verringern, wenn John bleibe. Kurz nach der Abstimmung schwenkte überaschend der OSC um. Johns Vertrag habe man gar nicht verlängert, hieß es plötzlich. In Wirklichkeit sei John neu eingestellt worden. Für eine Neueinstellung benötigt man aber ein 3:0-Ergebnis. Ein GmbH-Insider ortet hinter der Kursänderung den Einfluss von ISL.

Am 18. Oktober steht die nächste Gesellschafterversammlung an. Einer der Tagesordnungspunkte: Absetzung des Geschäftsführers. Dafür genügt eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Doch ein neuer Geschäftsführer muss einstimmig gewählt werden, und der BSC hat schon signalisiert, dass er an John festhalten möchte. So könnte es dazu kommen, dass John zwar abgesetzt wird, aber kein Ersatzkandidat installiert wird. Möglicherweise wird die Sitzung auch schlicht aus formalen Gründen verschoben: Der OSC hat bei den Anträgen einen Fehler gemacht.

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