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Bronze im Blick. Jan-Philip Glania holt die erste Medaille für die Beckenschwimmer in Berlin.

© dpa

Schwimm-EM: Jan-Philip Glania gewinnt Bronze über 100 Meter Rücken

Jan-Philip Glania gewinnt über 100 Meter Rücken die erste EM-Medaille für die deutschen Beckenschwimmer bei den Titelkämpfen in Berlin. Seine Teamkollegen haben hingegen noch Steigerungspotenzial.

Im Augenblick seines bislang größten Triumphs dachte Jan-Philip Glania an seine angeknacksten Kollegen. „Ich bin superglücklich und superstolz“, sagte der 25-Jährige. „Ich hoffe, das beflügelt die anderen.“ Glania hatte gerade EM-Bronze über 100 Meter Rücken gewonnen, die erste Medaille der deutschen Beckenschwimmer bei ihren Heim-Europameisterschaften im Berliner Velodrom. Die Mannschaft des Deutschen Schwimm-Verbands kann ein bisschen Beflügelung durchaus gebrauchen: Am Dienstagabend blieb das deutsche Team abgesehen von Glania ohne Podestplatz.

Der Deutsche Meister über 100 und 200 Meter Rücken hat einen besonderen Geist mit nach Berlin gebracht. Anfang des Jahres war der Schwimmer von der SG Frankfurt für dreieinhalb Monate in die USA gewechselt und hatte an der University of Southern California trainiert. Dort fand er sich im Becken neben Stars wie Olympiasieger Oussama Mellouli aus Tunesien wieder. Glania wollte die Herausforderung. In Deutschland hatte er 2012 quasi aus dem Nichts kurz vor den Olympischen Spielen in London bei den deutschen Meisterschaften zwei Titel gewonnen und den sechs Jahre alten Deutschen Rekord über 200 Meter Rücken auf 1:55,87 Minuten verbessert. „Mit der Lagenstaffel will ich Gold“, hatte Glania nun vor der EM angekündigt, „und bei den Einzelrennen eine Medaille.“ Die hat er seit Dienstagabend.

Glanias Selbstbewusstsein ist auch das Resultat seiner Zeit in Los Angeles. Dort schwamm er im Team der Uni mit etlichen anderen Spitzenathleten. Sie kämpften gegeneinander, sie halfen sich auch aus sportlichen Tiefs und klatschten sich vor jedem Training ab. Das Training sei hart gewesen, sagt Glania, „aber ich habe jede einzelne Einheit genossen“. Als er aus Kalifornien zurückkam, erkannte ihn sein Heimtrainer Michael Ulmer kaum wieder. „Er ist viel selbstbewusster geworden“, sagt Ulmer. „Er kümmert sich nicht mehr darum, was andere für Zeiten geschwommen sind oder welche Umfänge sie absolviert haben.“

Glania trainierte im Frühjahr drei Monate in den USA

So eine Einstellung ist bei den deutschen Schwimmern selten. „Sobald Leute, die im Verein recht optimistisch auftreten und selbstbewusst wirken, zur Nationalmannschaft kommen, ändern sie sich“, sagt Stefan Lurz, einer der deutschen Bundestrainer. „Dann ziehen sie die Schultern ein, dann brauchen sie jemanden, der sie mitreißt. Jan kann diese Rolle des Motivators übernehmen.“ Neben dem eher unverhofften Anführer Glania soll bei der EM vor allen Dingen Paul Biedermann das Team mitreißen. Am Dienstag wurde der Weltrekordler diesem Anspruch gerecht und zog mit der schnellsten Zeit ins Finale über 200 Meter Freistil ein. Andere erfahrene Schwimmer hingegen scheiterten: Steffen Deibler wurde über 50 Meter Schmetterling ebenso nur Achter wie Hendrik Feldwehr über 100 Meter Brust. Auch die Mixed-Staffel über 4 x 100 Meter Lagen landete nur auf einem enttäuschenden vierten Platz. Diese Ergebnisse machen Glanias Medaille umso wertvoller. Fast prophetisch hatte er vor dem Beginn der EM gesagt: „Klar möchte ich die anderen mitreißen. Vor allem wenn es wie bei den Olympischen Spielen in London schon am ersten Tag schlecht läuft, möchte ich die anderen aufbauen.“

Nach den Deutschen Meisterschaften war Jan-Philip Glania in Deutschland geblieben, um sich auf die EM vorzubereiten. Der Plan ging auf, in seinem Endlauf hatte er das beste Finish und schob sich noch am Potsdamer Christian Diener vorbei auf Platz drei. „Ich hab auf die letzten Meter spekuliert“, sagte Glania. „Bei den Wenden und beim Start kann ich ja nichts gewinnen.“ Da gebe es im internationalen Vergleich noch sehr viel zu tun – aber das sei eigentlich gar nicht so schlecht. „Es ist immer gut zu wissen, wenn man weiß wo noch Schwächen sind“, sagte Glania.

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