zum Hauptinhalt
Ohne Einfluss. Jens Keller hätte zur Pause zehn Spieler auswechseln können.Foto: dpa

© dpa

Sport: „Jedes Mal dasselbe Blabla“

Die Verantwortlichen von Schalke 04 suchen nach Erklärungen für das Pokal-Aus gegen Hoffenheim – und finden keine.

Gelsenkirchen - Niemand hatte eine Erklärung parat. Niemand. Die Verantwortlichen von Schalke 04 konnten die katastrophale Leistung ihrer Mannschaft nicht ansatzweise nachvollziehen. „Ich hätte zur Pause zehn Spieler auswechseln können“, sagte Schalkes Trainer Jens Keller nach der bitteren 1:3-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim im DFB-Pokal-Achtelfinale. Drei Gegentore in nur 15 Minuten durch Kai Herdling, Kevin Volland und Roberto Firmino waren auch für Horst Heldt zu viel. Sichtlich angeschlagen suchte der Manager nach Worten: „So ein Spiel habe ich auf Schalke noch nicht erlebt. Das war desaströs, das geht so nicht.“

Keller ahnte, dass die Diskussionen um ihn nicht abreißen würden. „Das kann ich ja nicht vermeiden. Ich mache mir nur Gedanken über Dinge, die ich beeinflussen kann“, sagte der Trainer. Doch nicht nur die Fans fragen sich, warum der Coach, der täglich akribisch arbeitet, mit seinen Ansagen und deutlichen Warnungen vor der gewaltigen Offensivkraft des Gegners mal wieder kein Gehör fand.

Ratlos beklagte Keller, der während des Spiels auf die unglaublichen Aussetzer seiner Profis keinen Einfluss hatte, die fehlende Einstellung. „Es hat den Anschein, als wären wir nicht so konzentriert in das Spiel gegangen wie am Samstag.“ Wenn man bedenkt, dass dieselbe Elf beim 3:0 gegen Stuttgart eine „Superleistung“ (Keller) über 90 Minuten gezeigt und die Hoffnung auf größere Konstanz genährt hatte, ist der Pokal-Auftritt umso unverständlicher.

Doch konstant ist auf Schalke nur die Inkonstanz. Das wissen auch die Profis und ärgern sich darüber: „Wir verfallen zu oft in die gleichen Muster“, sagte Julian Draxler, den man selten so sauer und enttäuscht sah. Üblicherweise neigt der 20-jährige Nationalspieler nicht zu Kraftausdrücken, aber: „Es ist jedes Mal der gleiche Scheiß und dasselbe Blabla. Dann stehen wir hier und sagen, wir müssen das abstellen. Aber wir müssen es auch mal zeigen.“ Kevin-Prince Boateng wollte das Spiel vor den nächsten Aufgaben in Mönchengladbach (Samstag) und in der Champions League gegen den FC Basel am nächsten Mittwoch nur noch „schnellstmöglich abhaken“.

Selbst das Aufbäumen nach der Pause war laut Keller „planlos“, da half auch die schöne Einzelleistung von Jefferson Farfan zum 1:3 nichts. Das „Desaster“, wie es Ralf Fährmann nannte, war nicht mehr abzuwenden. „Das ist Schalke nicht würdig“, sagte der Torhüter, der von seinen Vorderleuten schmählich allein gelassen wurde. Keller taten die treuen Anhänger leid, die allmählich an ihrer Mannschaft zu verzweifeln drohen: „Ich muss mich bei den Fans entschuldigen. Sie haben uns selbst nach dem deutlichen Rückstand permanent unterstützt.“ Sogar Markus Gisdol, der als Co-Trainer vor einem Jahr gemeinsam mit Huub Stevens auf Schalke gehen musste, fühlte mit seinem Ex-Klub.

„Ich freue mich keinesfalls, dass Schalke ausgeschieden ist. Dafür war die Zeit zu schön und finde ich den Verein zu gut“, sagte der TSG-Coach frei von Häme oder Genugtuung. Stattdessen freute er sich über den „Lernprozess“ und die „kleinen Schritte“ seines Teams, das zum sechsten Mal in der Klubgeschichte ins Viertelfinale einzog.

Bisher ging es aber nie darüber hinaus. Gisdol fiebert der Auslosung durch die Bundestrainerin am Sonntag in der Sportschau entgegen und wünscht sich endlich mal ein Heimspiel: „Das wäre eine tolle Sache. Vielleicht sollte ich mal mit Frau Neid telefonieren.“Tsp/dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false