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Jermaine Jones: Erträglicher Hass

Schalkes Jermaine Jones wird in Frankfurt ausgebuht.

Das Spiel bei Eintracht Frankfurt begann für Jermaine Jones schon um 14 Uhr 55. Da boten die Frankfurter Fans ihrem verlorenen Sohn einen höchst unfreundlichen Empfang mit Schmähgesängen. Es war die Reaktion auf den Abschied in der Vorsaison, als der einstige Publikumsliebling und Kapitän den Verein seiner Heimatstadt Richtung Schalke 04 verließ, obwohl er monatelang das Gegenteil behauptet hatte. Der 26 Jahre alte, im Frankfurter Stadtteil Bonames geborene Jones antwortete auf die Verunglimpfungen mit ironischen Gesten.

Auf dem Spielfeld war der Nationalmannschaftskandidat zunächst weniger schlagfertig. Erst nach zwei Minuten und sechs Sekunden berührte der defensive Mittelfeldspieler überhaupt zum ersten Mal den Ball, in den Mittelpunkt rückte sich Jones dann in der siebten Minute, und zwar auf sehr rustikale Weise. Er fiel durch ein überhartes Einsteigen gegen Christoph Spycher auf. Danach fand der Schalker Neuzugang dann aber besser ins Spiel.

Sein Arbeitsgebiet im defensiven Mittelfeld beherrschte Jones anschließend dank seines überragenden Zweikampfverhaltens nach Belieben. Seinen Vorwärtsdrang unterbanden die früheren Teamkollegen freilich meist mit kleinen Fouls. Gegen Ende hatte Jones Glück, dass er bei der großen Rudelbildung nach einer Auseinandersetzung mit Michael Thurk, ausgerechnet einem seiner besten Kumpels aus Frankfurter Tagen, unbestraft blieb (siehe auch beistehende Schiedsrichterkolumne). „Nach dem, was ich in den vergangenen Tagen auf Youtube gesehen habe, hätte ich Schlimmeres erwartet”, sagte Jones nach der Partie zur hasserfüllten Stimmung.

In den Minuten davor hatte er sich demonstrativ von jedem Ex-Kollegen mit einer Umarmung verabschiedet und mit Benjamin Köhler sogar das Trikot getauscht. Eine bemerkenswert sportliche Geste am Ende eines für Jones absolut nicht normalen Arbeitseinsatzes.

Daniel Meuren[Frankfurt]

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