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Jörgen Persson.

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Jörgen Persson: Die Rente kann warten

1989 war Jörgen Persson Weltmeister – mit 45 Jahren tritt er nun wieder bei einer Tischtennis-WM an. Derzeit deutet alles darauf hin, dass er auch 2012 in London mitspielen wird.

Alle Bälle sind eingesammelt, die deutschen Nationalspieler gehen zur Massage oder zum Mittagessen, nur ihr Trainingspartner steht noch an der Tischtennisplatte. Jörgen Persson dehnt seine Beine und legt sich dann auf den Boden, um seine Rumpfmuskulatur zu kräftigen. Zwanzig Jahre ist es her, dass Persson Weltmeister im Einzel wurde, inzwischen ist er 45, dennoch hat sich Bundestrainer Jörg Roßkopf entschieden, den Schweden zum Lehrgang nach Düsseldorf einzuladen. „Er kann unseren Spielern wie kein Zweiter zeigen, worauf es bei einer WM-Vorbereitung ankommt, auf Disziplin und harte Arbeit.“

Die Weltmeisterschaft hat gerade in Rotterdam begonnen, Timo Boll gilt wieder einmal als Medaillenkandidat. Derzeit steht er auf Platz zwei der Weltrangliste, aber eine WM-Medaille im Einzel fehlt ihm noch. Um seine Chancen zu vergrößern, hat er diesmal sogar aufs Doppel verzichtet. „Schon Kleinigkeiten können den Ausschlag geben, deshalb will ich mich ganz aufs Einzel konzentrieren“, sagt Boll.

Beim Training im Leistungszentrum Düsseldorf hatte Boll neben Persson trainiert und sehen können, wie sich der Schwede nach allen Bällen streckte. Perssons Trainingspartner Christian Süß knallte feste Topspins auf die Platte, und als Perssons Beine ihn einmal nicht mehr schnell genug in die Ecke trugen, sagte er zu Süß: „Nächste Woche habe ich den.“

Weil Tischtennis immer athletischer geworden ist, hat auch die körperliche Arbeit an Bedeutung gewonnen. Roßkopf findet, dass es dafür kein besseres Beispiel gibt als Persson. „Die Schweden haben sich so sensationell vorbereitet, dass sie auf allen großen Turnieren immer mit einer Monsterform aufgelaufen sind.“ Und Persson sagt: „Wenn ich gut vorbereitet war, bin ich mit dem Gefühl an die Platte gegangen, dass mir einfach nichts passieren kann.“

Persson war es, der mit Jan-Ove Waldner 1989 bei der WM in Dortmund die Chinesen vom Tischtennis-Thron stieß. Selbst elf Jahre später gewannen die Schweden mit Persson noch einmal den Mannschaftstitel. Waldner ist inzwischen etwas bequem geworden, er spielt aber als 45-Jähriger noch in der Bundesliga für Fulda. Persson dagegen hat sich seine Kräfte so eingeteilt, dass er bei den Olympischen Spielen 2008 das Halbfinale erreichte. Derzeit deutet alles darauf hin, dass er auch 2012 in London mitspielen wird. Persson hat 1988 auch das erste olympische Tischtennisturnier erlebt.

Timo Boll entfährt ein „Wahnsinn“, wenn er etwas über Perssons Karriere sagen soll. „Ich hatte ihn eigentlich schon in die Rente geschickt.“ 2005 warf Boll Persson bei der WM in Schanghai früh aus dem Wettbewerb und Persson sagte ihm hinterher: „Das war heute mein letztes Spiel.“ Er nahm einen Trainerjob in Katar an, doch das Spielen fehlte ihm. Also fing er wieder an. „Ich gehe zum Training und weiß, dass ich mich noch verbessern kann“, hat er gesagt – und das bei der Vorbereitung auf die WM 2011 seinen teilweise zwei Jahrzehnte jüngeren deutschen Kollegen gezeigt.

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