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Bauch frei, Kopf leer, Punkte weg. Die Dortmunder sehen so aus, als könnte ihnen eine kleine Gruppentherapie gut tun.

© dpa

Jürgen Klopp rätselt über Bundesliga-Krise: Bei Borussia Dortmund läuft nichts zusammen

Die Heimniederlage gegen den Hamburger SV belegt, dass sich Borussia Dortmund als Mannschaft noch nicht gefunden hat. Das liegt auch, aber nicht nur an den vielen verletzten Stammspielern.

Als das Spiel beendet war, machten sich die Dortmunder Spieler und ihr Trainer auf den Weg zur Gelben Wand. Die riesige Stehplatztribüne huldigte ihren geknickten Helden und ließ sie lautstark hochleben. Später würdigte Jürgen Klopp die Haltung der Fans als „großartig und außergewöhnlich“. Es sind solche Gesten, aus denen sie beim Vize-Meister in Zeiten der sportlichen Talfahrt Hoffnung schöpfen.

Die Schmach des 0:1 gegen den Tabellenletzten aus Hamburg saß ebenso tief wie die indiskutable Leistung einer Mannschaft, die sich doch vorgenommen hatte, dem Branchenführer aus München in dieser Spielzeit wieder ein ernsthafter Herausforderer zu sein. Doch davon ist der BVB derzeit meilenweit entfernt. Dortmunds Negativlauf ist zur handfesten Krise herangewachsen. „Diese Niederlage ist sehr, sehr bitter“, sagte Sebastian Kehl, der zu den wenigen Dortmunder Profis gehörte, die überhaupt etwas dazu sagen wollten. Nur einen Punkt gab es aus den letzten vier Bundesligapartien, Borussia Dortmund startete mit vier Niederlagen aus den ersten sieben Spielen in die Saison. Seit Jürgen Klopp 2008 seine bislang so erfolgreiche Mission antrat, den BVB wieder zum Spitzenklub zu formen, hat es solche Zahlen nicht gegeben.

Die erste Halbzeit gegen einen HSV, der zuvor nur zwei Unentschieden und gerade mal ein Tor zustande gebracht hatte, war das Schlechteste, was die Dortmunder seit Jahren zeigten. Vom europaweit gefürchteten Gegenpressing war nichts zu sehen. Auch als die Gastgeber nach dem Seitenwechsel ihr Engagement erhöhten, kam dabei nicht viel herum. Dass der BVB gegen einen verunsicherten Gegner mehr als 70 Minuten benötigte, um sich die erste richtige Chance herauszuspielen, spricht Bände.

In der Champions League ist die Bilanz des BVB makellos

Dabei ist es ja nicht so, als hätten die Spieler etwas verlernt. Das, was sie auszeichnet, bringen sie sehr wohl von Zeit zu Zeit auf den Rasen. Allerdings in einem anderen Wettbewerb. Der heißt Champions League und verspricht Millionengagen. Die bisherigen Dortmunder Auftritte dieser Saison waren makellos: 2:0 gegen den FC Arsenal, 3:0 beim belgischen Meister aus Anderlecht.

Im Vergleich dazu fallen die Darbietungen in der Bundesliga krass ab. Woran das liegen mag, darüber wird gerätselt. „Wer sich für uns interessiert, aber nicht richtig drin steckt, kann schnell zu dem Schluss kommen, dass es an der Einstellung liegt“, sagt Klopp. Aber: „Es geht nicht um Einstellung, es geht um Form.“ Was er damit meint? Zum einen seien einige Spieler „noch neu hier, sie kennen den Rhythmus nicht und die besonderen Anforderungen, die bei uns gestellt werden“. Andere Akteure wiederum kehrten nach längerer Pause in den Kader zurück und müssten sich erst wieder an das intensive Spiel gewöhnen. Klopps Fazit: „Die Jungs wollen, aber sie können nicht immer.“

Weder Ramos noch Immobile können Lewandowski ersetzen

Der Trainer hat erkannt, „dass wir kilometerweit von dem entfernt sind, was wir wollen. Wir müssen jegliche Kritik erdulden und dann an den richtigen Stellen arbeiten.“ Ganz offenbar braucht es mehr Zeit als geplant, das neue Personal so in die Mannschaft zu integrieren, dass regelmäßige Erfolgserlebnisse möglich sind. Die Lücke, die durch den Weggang des Ausnahmestürmers Robert Lewandowski nach München gerissen wurde, kann derzeit von Adrian Ramos und Ciro Immobile nicht geschlossen werden.

Das hatten sie sich in Dortmund nach millionenschweren Investitionen weniger problematisch vorgestellt. Die Spieler schaffen es derzeit einfach nicht, ihre zweifelsfrei vorhandene Qualität auf den Platz zu bringen. Zu allem Überfluss kam am Sonntag noch die Nachricht, dass sich Marcel Schmelzer die linke Mittelhand gebrochen hat und voraussichtlich vier Wochen ausfallen wird. Es spricht dabei auch für die Dortmunder, dass sie ihr derzeit vorhandenes Verletzungspech nicht als erstes nennen, wenn sie über die Ursachen des Misserfolgs reden. Die Länderspielpause gibt Klopp und seinen Helfern nun Gelegenheit, die dringend erforderliche Aufbauhilfe zu leisten. Danach werden verletzte Stammkräfte wie Marco Reus, Henrich Mchitarjan und Ilkay Gündogan zurückerwartet. Auch das sind kleine Lichtblicke im angehenden Herbst.

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