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Sport: Jugend morsch

Der Generationswechsel bei den Bayern läuft schleppend – zur Freude der Gegner

Von Daniel Pontzen

München. Nach 77 Minuten setzte Bastian Schweinsteiger noch einmal zum Spurt an. Auf dem Weg zur Außenlinie überholte er Bixente Lizarazu, den Trainer Ottmar Hitzfeld zeitgleich mit Schweinsteiger vom Platz bat. Zuvor hatte es nicht viele temporeiche Momente im Spiel des 18-Jährigen gegeben, und so verschwand der emsig geförderte Nachwuchsmann nach seiner Auswechslung so unbemerkt unter der Plexiglasscheibe der Bayern-Bank, wie er und seine jungen Kollegen gespielt hatten. Das 0:1 gegen Werder Bremen festigte den Eindruck, dass bei den Bayern die selbstverordnete Verjüngung keineswegs nach Plan verläuft.

Teile der Klubführung, allen voran Franz Beckenbauer, hatten seit längerem den vorgezogenen Generationswechsel gefordert. Regelmäßig nörgelte der Aufsichtsrat-Vorsitzende über Hitzfelds mangelnden Mut, auf junge Spieler zu setzen. Als der Trainer im vergangenen Herbst in die Kritik geriet, wurde ihm, laut Insidern, mit sanftem Druck klar gemacht, dass er seine Einstellung in diesem Punkt schleunigst ändern möge, so er in München weiter arbeiten wolle.

Die Schwäche der Konkurrenz machte es Hitzfeld in den letzten Wochen leicht, junge Spieler ins eigene Team einzuflechten. Punktabstände, die bequem zum Eintüten von drei Meisterschaften reichen, lockerten Hitzfelds Bedenken. Also erklärte er zum Beispiel Torsten Fink, dessen strategisches Geschick dem Bayern-Spiel gegen Bremen gut getan hätte, dass er nicht mehr mit ihm plane. Die Zukunft hat Vorrang. Ein 0:1 gegen Bremen müssen die Münchner da in Kauf nehmen. Wettbewerbsverzerrung brauchen sich die Bayern gleichwohl nicht vorwerfen zu lassen – sechs Leistungsträger sind verletzt.

So kamen am Samstag neben Schweinsteiger auch Markus Feulner, Piotr Trochowski und Zvezdan Misimovic zum Einsatz. Doch mit Ausnahme von Misimovic, der mit einem Linksschuss knapp den Ausgleich verfehlte, blieben die Youngster unauffällig. „Man kann den 18-Jährigen keinen Vorwurf machen, sie werden ein solches Spiel nicht gewinnen“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Auch Hitzfeld wollte den vor allem in der ersten Halbzeit brüchigen Spielaufbau nicht dem Nachwuchs anlasten. Wenn sie „an der Seite von erfahrenen Spielern wie Michael Ballack geführt werden, spielen auch sie besser“. Doch so einfach ist das wohl nicht. „Die Mannschaft kann den jungen Spielern eine gewisse Unterstützung geben“, hatte Kapitän Oliver Kahn vor Wochen gesagt, „aber letztlich sind sie ganz auf sich allein gestellt, wenn es darum geht, auf dem Platz Leistung abzurufen.“

Für die neue Saison haben die Bayern mit der Verpflichtung von Nationalspieler Tobias Rau, 21, und Martín Demichelis, 22, weitere strategische Anstrengungen unternommen. Rund 8,5 Millionen Euro hat der Klub als Ablösesumme für beide gezahlt. Die Ausgangssituation des eigenen Nachwuchses dürfte das nicht eben erleichtern.

Daniel Pontzen

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