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Sport: Kampf statt Zauberei

FC Bayern München müht sich zu einem 3:1 über schwachen FC Energie Cottbus

Von Detlef Dresslein

München. Nach einem zünftigen Tiefschlag dauert der Vorgang des Aufstehens mitunter ein wenig länger. Das geht nicht nur Boxern so, sondern auch Fußballern. Nach der ersten Champions-League-Heimniederlage seit fünf Jahren benötigte der FC Bayern München drei Tage später eine ganze Halbzeit gegen den FC Energie Cottbus, um wieder die Kunst des gepflegten Ballsports zu entdecken. 3:1 gewannen die Bayern letztlich gegen die Lausitzer und durften froh sein, dass der Gast durchweg nur sehr niedriges Niveau bot.

„Wir hatten in der ersten Halbzeit schwere Beine, das war eine ganz schwache Vorstellung", gab auch Ottmar Hitzfeld gerne zu. Der Trainer der Bayern hatte nach der Niederlage vom Mittwoch täglich mit seiner Mannschaft geschimpft, nach dem Pflichtsieg aber gab er sich väterlich verzeihend: „Es ist normal, dass wir etwas nervös waren, aber wir haben die Ärmel hochgekrempelt und uns alles neu erkämpft." Kampf satt Zauberei war nötig, als die schwachen Cottbuser auch noch völlig überraschend das Führungstor erzielten. Dem erstmals mitwirkenden Paulo Rink gelang es, nachdem er halb im Fallen den Ball nur ungefähr in Richtung Tor sandte. Der drehte und zwirbelte sich, und man wusste nicht: Ist es Flanke oder Torschuss? Bis er schließlich hinter Torwart Oliver Kahn und weiteren vier perplexen Münchnern im Tor gelandet war. Hitzfeld vermisste im ersten Durchgang „die Laufbereitschaft", für Vorstand Karl-Heinz Rummenigge war alles „kein Leckerbissen" und Spieler Ballack gab zu bedenken, „dass sich Cottbus mit Mann und Maus hinten rein gestellt hat". Als schon die Pause nahte, war es dann endlich so weit. Und das 1:1 war gleichzeitig die Rückkehr zum schönen Fußball. Endlich wurde mal nicht herumgedroschen, sondern Michael Ballack kickte den Ball nach einem Freistoß erst zu Ze Roberto, der umgehend auf den freistehenden Torschützen Alexander Zickler weiterleitete. „Das war wichtig", wusste Ballack, „um das Spiel noch zu drehen." Denn nun merkten die sensiblen Münchner Balltreter, dass sie es wohl noch können, und kurz nach der Pause dauerte es kaum mehr als eine Minute, bis die 2:1-Führung geschafft war. Nach schöner Vorlage von Michael Tarnat und bösem Abwehrfehler von Energie Cottbus besorgte es Ballack selbst (47.).

Für den Cottbuser Trainer Eduard Geyer war es damit vorbei: „Nach dem 2:1 war das Spiel schon entschieden." Nachdem das Nötige getan war, wandte man sich dem Schönen zu. Durch einen Einwurf überwand Tarnat die Cottbuser Abwehr samt ihrer seltsamen Vorstellung von Stellungsspiel, und Giovane Elber schaufelte den Ball über Torwart Tomislav Piplica hinweg ins lange Eck (76.). Es blieb dabei, auch weil der Bosnier im Tor der Gäste mehrfach gut parierte. Aber auch Tore, die nicht gemacht werden, tun den leicht verunsicherten Münchnern offenbar ganz gut.

„Chancen in Hülle und Fülle", hatte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge erfreut gezählt. „Wir hätten höher gewinnen müssen", konstatierte Trainer Hitzfeld zufrieden, und Michael Ballack ordnete gleich die Prioritäten: „Das wichtige Spiel ist erst am Dienstag". Dann wird es international und damit wirklich ernst. Ein Standard, den man in München gerne hat und dem sich Cottbus an diesem Nachmittag niemals annähern konnte.

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