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Karlsruhe-Hertha: Die Angst stürmt mit

Herthas heutiger Gegner hat ein großes Problem: Der Karlsruher SC trifft zu selten ins Tor. Die Hertha hatte bisher zwar auch ihre Probleme, aber immer dann, wenn keiner mehr mit ihr rechnete, stimmte am Ende das Ergebnis.

Es könnte heute zum Verkehrschaos kommen in der Karlsruher Innenstadt. Um 17:30 Uhr wollen Anhänger des örtlichen Bundesligisten mit den angereisten Fußballfans aus Berlin gemeinsam zum Wildparkstadion ziehen. An den Stadiontoren ruht dann naturgemäß die Fanfreundschaft zwischen dem KSC und Hertha BSC – für 90 Spielminuten (Beginn 20:30 Uhr), die für die Badener wegweisend sind. Denn ihr vierter Tabellenplatz täuscht über ihre tatsächliche Situation hinweg. Der Aufsteiger, nach seinem blendenden Saisonstart viel gelobt, ist genau betrachtet auf dem Weg in die Krise: Von ihren jüngsten fünf Pflichtspielen haben die Karlsruher nur das gegen Mitaufsteiger Duisburg gewonnen.

Kleine Krisen hat Hertha in dieser Saison schon hinter sich, was den Berlinern allerdings nicht weiter geschadet hat. Sie haben sich in 13 Spielen ihre 19 Punkte zum Teil wacker zusammengespielt. Immer dann, wenn keiner mehr so recht mit Hertha rechnete, stimmte am Ende das Ergebnis – wie etwa zuletzt vor der Länderspielpause beim 1:0-Heimsieg gegen Hannover 96. Das wiederum ließ die Berliner gestern optimistisch nach Karlsruhe reisen. „Auch wenn unsere beiden Brasilianer Gilberto und Mineiro fehlen, haben wir dort eine gute Chance“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Natürlich durfte das Kompliment für den Gegner nicht fehlen: „Die Karlsruher sind mit Abstand der beste Aufsteiger, die haben eine kompakte Einheit zusammen.“

Die kompakte Einheit spielt im Vergleich zum Aufstiegsjahr recht defensiv. In der Zweiten Liga hatte Trainer Edmund Becker mit zwei Stürmern noch offensiv agieren lassen, nun mag er es vorsichtiger, nur noch mit einer Spitze und zwei Abräumern im defensiven Mittelfeld. Das Konzept des hinten oft sehr sicher stehenden Aufsteigers ist durchschaubar, was das Erzielen von Toren betrifft: Flanke Tamas Hajnal, Kopfball Mario Eggimann – der ungarische Mittelfeldmann und der Schweizer Abwehrspieler harmonierten lange erfolgreich, drei Mal hat das Duo diese Saison schon nach Zusammenspiel getroffen, Hajnal gab sogar schon sechs Torvorlagen. „Bei den Standards ist Karlsruhe sehr gut“, hat dann auch Herthas Trainer Lucien Favre festgestellt. Darauf könne man sich vorbereiten.

Tatsächlich scheint die Konkurrenz die Karlsruher Taktik inzwischen ausreichend zu kennen. Ein Tor hat der KSC seit dem 6. Oktober, seit jenem überraschenden 2:0 bei Schalke 04, erzielt. Seitdem haben die Badener niemanden mehr überrascht. 14 Tore in 13 Punktspielen, das ist für einen Tabellenvierten eine ganz schwache Marke, nur der Tabellenletzte Energie Cottbus hat bislang weniger Treffer erzielt. Trainer Becker hat daher nun moniert, dass sein Personal in der Offensive zu ängstlich sei: „Der Mannschaft fehlt es an der Mentalität, auch mal ein Tor zu erzwingen.“ Besonders trifft dies wohl auf Mittelstürmer Edmond Kapllani zu, in der Zweiten Liga traf der Albaner vergangene Saison 17 Mal, in der Bundesliga noch nicht einmal.

Da aber der aktuelle Tabellenplatz weit über den Karlsruher Ansprüchen liegt, sind die Probleme im Abschluss keine substanziellen Probleme, findet Edgar Schmitt. Der einstige Karlsruher Torjäger aus der erfolgreichsten Bundesligazeit der Badener Anfang der Neunzigerjahre sagte dem „Kicker“: „Der KSC soll bescheiden bleiben, wenn es am Ende Platz 15 wird, dann ist es auch gut.“

Da sind die Ansprüche beim heutigen Gast schon etwas höher. „Wir müssen da weitermachen, wo wir gegen Hannover aufgehört haben“, fordert Manager Hoeneß. Also muss Hertha mit einem Sieg weitermachen, Marko Pantelic kann dabei helfen. Der Serbe dürfte genug Kraft haben, in seinem Nationalteam war er am Mittwoch nur Ersatz. Hertha wird Pantelic brauchen. Wer soll die Tore schießen, wenn nicht er? Sechs von 17 Berliner Bundesligatoren gehen auf sein Konto. Denn auch Hertha verbreitete in gegnerischen Strafräumen zuletzt keinen Schrecken. Das Problem mit dem Toreschießen haben die Berliner mit den Karlsruhern gemeinsam – neben der Fanfreundschaft.

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